Schauspieldirektor Fabian zur Lage in Cottbus

"Machtkampf erfreulich ausgegangen"

Schauspieldirektor am Theater Cottbus Jo Fabian
Schauspieldirektor am Theater Cottbus Jo Fabian © Bernd Settnik / dpa / picture alliance
Jo Fabian im Gespräch mit Marietta Schwarz · 25.05.2018
Das Theater Cottbus steckt ohne Intendanten und Generalmusikdirektor weiter in der Krise. Nach Ansicht von Schauspieldirektor Fabian ist der Machtkampf nun aber erfreulich ausgegangen. Er sieht ein emanzipiertes Selbstbewusstsein im Ensemble.
Auslöser der Krise am Theater Cottbus war der Führungsstil des Generalmusikdirektors, den Ensemble-Mitglieder angeprangert haben. Evan Alexis Christ werden cholerische Ausfälle und Beleidigungen im Arbeitsalltag vorgeworfen. Er ist deshalb derzeit beurlaubt, sein Vertrag soll beendet werden. Auch Intendant und Operndirektor Martin Schüler hört deshalb zum Ende der Spielzeit auf. Und noch einem wurde fristlos gekündigt: dem Vorsitzenden der Brandenburgischen Kulturstiftung Cottbus-Frankfurt, Martin Roeder.

Schauspieldirektor Jo Fabian, der als einer der wenigen in Cottbus noch im Amt ist, berichtete von einem Machtkampf, der zwischen den Sparten des Musiktheaters und der eigenen Leitung stattgefunden habe. Und dieser Machtkampf sei nun "erfreulicherweise einmalig ausgegangen", da das Künstlerinteresse der Körperschaft sich durchgesetzt habe, so Fabian weiter.
Der Schauspieldirektor machte als Grund für die aktuelle Krise die doppelte Abhängigkeit der Orchestermusiker und Sänger sowie Solisten aus: Wenn Operndirektor und Intendant in einer Person gebündelt seien und es über mehrere Jahre zu einer bestimmten Konditionierung gekommen sei, werde offene Kritik behindert. Diese doppelte Abhängigkeit mache es deswegen umso dringlicher, dass die Verantwortlichen über "menschliche Kompetenz" verfügten, also über mehr als nur über künstlerische, welche wiederum im Fall des Generalmusikdirektors Evan Christ von den Ensemble-Mitgliedern mehr und mehr in Frage gestellt worden sei.

Autorität ja, aber der Ton macht die Musik

Das heiße aber nicht, dass Direktoren mit einem starken Ego oder einer konzeptionellen Vision, durchaus auch einem autoritären Stil, an sich schlecht seien, nur müsse das Ensemble bei der Entwicklung des Theaters mitgenommen werden, das Selbstwertgefühl der Ensemble-Mitglieder dürfe darunter nicht leiden, Diskriminierungen seien hinderlich. Es sei doch konstruktiver, eine Probe so zu gestalten, dass sich alle Partner dabei entwickelten. Das gehe nicht einseitig. Die negative Entwicklung in Cottbus sei aber vom Erfolg beim Publikum überdeckt worden. Als herben Verlust empfänden die Musiktheatersparten die aktuellen Weggänge aber nicht, da sich unter ihnen ein emanzipiertes Selbstbewusstsein entwickelt habe.
Ob das Theater in diesem Zustand noch betriebsfähig sei, müsse abgewartet werden. Interimsverwaltungsdirektor René Serge Mund müsse nun vermittelnd wirken und auf das neue Selbstbewusstsein eingehen. Dass dem künstlerischen Personalrat erst so spät die Teilnahme an den zukünftigen Stiftungsratsratssitzungen gewährt wurde, sei dumm gewesen. Auch müsse eine Mitbestimmung darüber, wer das Direktorat bekommen wird, ermöglicht werden.
Mehr zum Thema