Schachboom in Coronazeiten

Großmeister im Marketing

06:15 Minuten
Ein Mann mit Bart, die Hälfte seines Gesichts ist verdunkelt.
Schachweltmeister Magnus Carlsen. © imago images / Bildbyran
Georgios Souleidis im Gespräch mit Andreas Müller · 23.04.2020
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Viel Denken, nicht bewegen: Schach scheint wie gemacht für die Pandemie. Niemand nutze das so gut aus wie Großmeister Magnus Carlsen, meint der Schach-Youtuber Georgios Souleidis. Dessen Videokanal „explodiert" derzeit ebenfalls.
Es muss nicht immer Fußball sein: Das Spiel der Stunde ist das gute alte Schach. Als Sportart für Stubenhocker scheint es wie gemacht für Pandemie-Zeiten. Das dachte sich zumindest der Schachweltmeister Magnus Carlsen. Er nutzte die Gunst der Stunde und hat ein Turnier gestartet, bei dem acht der weltbesten Spieler gegeneinander antreten. Das "Magnus Carlsen Invitational" läuft noch bis zum 3. Mai.

Alles von der App bis zum E-Book

Das Turnier sei vor allem eine "Marketingmaßnahme, um seine vielen Unternehmen, an denen er beteiligt ist, zu promoten", sagt Georgios Souleidis. Er ist Internationaler Meister (das ist ein Rang unter dem des "Großmeisters") und Youtuber.
Zu Carlsens Unternehmen würden mittlerweile Trainings-Apps, ein E-Book-Verlag und das Schachportal chess24 gehören, das das aktuelle Turnier auf neun Sprachen kommentiere – auch auf Chinesisch.
Souleidis bemerkt den derzeitigen Schachboom jedoch auch auf seinem eigenen Youtube-Kanal "The Big Greek". Vor zwei Wochen sei der "explodiert". Viele Menschen würden jetzt ihre "alte Liebe" zum Schach wieder entdecken, sagt er. "Ich persönlich hatte auf meinem Kanal über eine Millionen Aufrufe innerhalb von drei Wochen – plus 18.000 bis 20.000 neue Abonnenten."

Die Magie des Schachspielens

Er veröffentliche dort jeden Tag ein Video und versuche damit, auch Anfänger abzuholen und Leute zu begeistern. "Es ist jetzt nicht stocksteif, was man vielleicht erwarten würde." Gerade habe er zum Beispiel einem professionellen Twitch-Streamer Schach beigebracht.
Schach habe etwas Kontemplatives, etwas Entschleunigendes, das einen zurück auf den Boden bringe. Es habe aber auch etwas Spielerisches und etwas Kriegerisches – und etwas Magisches, wenn es darum gehe, das Spiel wirklich zu meistern, so erklärt Souleidis die neue Faszination für das alte Brettspiel.
(sed)
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