Sascha Hehn auf dem Lerchenberg

Von Christian Berndt · 31.03.2013
Zu seinem 50. Geburtstag nimmt sich das Zweite Deutsche Fernsehen mit einer bösen Satire selbst auf die Schippe. In der Sitcom "Lerchenberg" spielt Sascha Hehn einen alternden TV-Star, der eine aufstrebende Jung-Redakteurin zur Verzweiflung bringt.
"Hallo."
"Ach, guten Morgen Billie. Bist ja ekelhaft gut gelaunt."
"Ja. Heute ist doch das Casting für unsere neue Reihe."
"To, toi, toi!"

Billie hat allen Grund zum Jubeln - ihr erstes Filmprojekt steht kurz vor dem Start. Damit – so glaubt die engagierte ZDF-Jungredakteurin – kann sie nun ihre Ideale von ambitioniertem Qualitätsfernsehen in die Praxis umsetzen. Als ihre Chefin sie zu sich ruft, scheint alles perfekt:

"Mit Ihrem Filmprojekt haben Sie wirklich etwas Beeindruckendes auf die Beine gestellt."
"Vielen Dank."
"Jedenfalls schätze ich Ihre Arbeit sehr und möchte Sie auch weiterhin unterstützen, deshalb… was halten Sie davon, wenn ich Ihnen sage, dass ich Sascha Hehn für Ihr Filmprojekt gewinnen konnte?"

Billie fällt die Kinnlade runter. Ausgerechnet Sascha Hehn, der verblühte Achtzigerjahre-Sonnyboy aus "Traumschiff" und "Schwarzwaldklinik" soll bei ihrem Projekt dabei sein. Widerstand ist zwecklos - der Altstar ist der Ex-Lover ihrer Chefin. Billie muss nun mit diesem Gockel zusammenarbeiten, der eigentlich längst weg vom Fenster ist, sich aber aufführt wie eine Diva:

"Nachwuchsfilm? Ich hatte eigentlich nicht vor, Entwicklungshilfe für Jugend forscht zu machen."
"Es haben aber schon eine ganze Menge Stars bei unseren Nachwuchsfilmen mitgespielt."
"Wann laufen denn diese Nachwuchsdinger? Irgendwann gegen Mitternacht, wenn keiner guckt. Eigentlich müsste ich das hier alles gar nicht machen. Aber als Publikumsliebling hat man eben so seine Verpflichtungen."
"Was würden Sie denn dann vorschlagen?"
"20.15 Uhr, Primetime natürlich."

Nicht nur Sascha Hehn spielt mit souveräner Selbstironie - die ZDF-Serie "Lerchenberg" nimmt den eigenen Betrieb überraschend böse auf die Schippe. Mit schneller Situationskomik und treffenden Nebenfiguren, wie der hinterhältig-hübschen Volontärin Judith, orientiert sich die Sitcom an amerikanischen Medien-Satiren wie "30 Rock". "Lerchenberg" führt einen verkrusteten ZDF-Betrieb vor, in dem eine etwas naive Jungredakteurin innovatives Fernsehen machen will – und dann bei Kochshows und Doku-Soaps mit Sascha Hehn landet:

"Der Sascha hautnah!"
"Sind die Zeiten so schlecht, dass ich wieder Softpornos machen muss?" "Der ‚Sascha Hautnah’ ist ein dokumentarisches Format, das dem Sascha in sein echtes Leben folgt. Der echte Sascha, halt richtig zum Anfassen."
"Unser Sascha will aber nicht angefasst werden. Mach Dir lieber noch mal ein paar neue Gedanken. Es eilt ja nicht, wir sind hier schließlich beim ZDF."