Sarah Wieners Speisekammer

Der "Frei von"-Trend

Ein Schild "Laktosefrei" hängt an einem Kühlregal in einem Hamburger Supermarkt.
Nur ein bis zwei Prozent der Bevölkerung haben tatsächlich eine Laktoseintoleranz. © dpa
Von Sarah Wiener · 08.12.2018
Frei von Gluten, Lactose, Zucker: Mittlerweile bescheren vermutete Unverträglichkeiten der Lebensmittelindustrie einen riesigen Umsatz. Konsumenten kaufen die oft überteuerten "Frei von"-Produkte und schaden sich damit teilweise sogar.
Der Umsatz von "Frei von"–Produkten ist in den letzten zehn Jahren um 300 Prozent gestiegen. "Frei von" meint: frei von tierischen Produkten, frei von Gluten, Laktose, Zucker, Fett oder frei von Konservierungsstoffen. Viele Menschen glauben, manche dieser Stoffe nicht zu vertragen oder denken, sie sind sogar gesünder. Der Trend wird von der Lebensmittelindustrie gefördert, um ein Marketinginstrument für den Verkauf zu haben.

Selbstdiagnose ist keine gute Idee

Tatsächlich gibt es eine kleine Gruppe in der Gesellschaft, die eine Unverträglichkeit oder sogar eine Allergie gegen bestimmte Stoffe hat. Das sind zum Beispiel bei Laktoseintoleranz aber nur ein bis zwei Prozent der Bevölkerung. Wer bei sich eine Unverträglichkeit vermutet, sollte das am besten vom Arzt abklären lassen. Wer sich selbst diagnostiziert und glaubt, keinen Weizen oder keine Kuhmilch zu vertragen, der kauft oft überteuerte Produkte, die nicht den Tieren, der Umwelt oder einem selbst zu Gute kommen, sondern zu allererst den Herstellern. Zum anderen fehlen dann wahrscheinlich bestimmte Nährstoffe.

Vorsicht bei akuter Allergie

Wenn Menschen tatsächlich eine Intoleranz haben, zum Beispiel bei Laktose oder Gluten, dann merkt man das meist an Durchfall, Verstopfungen oder Bauchschmerzen. Noch schlimmer sind Allergien, die sogar zu einem anaphylaktischen Schock führen können. In diesen Fällen sollte man zum Arzt gehen und klären, welcher Stoff der Auslöser für die Beschwerde ist. Dann kann man diesen Stoff meiden und seine Sensibilität einschränken

"Frei von"- Was ist wirklich drin?

Das Erstaunliche bei "Frei von"–Produkten ist, dass besonders viele andere Stoffe drin sind, die uns nicht gut tun: Frei von Zucker zum Beispiel bedeutet, dass da meist viel Fett enthalten ist und bei frei von Fett ist viel Zucker oder ein Zuckeraustauschstoff drin. Bei frei von Gluten haben wir das Problem, dass dieser natürliche Klebestoff durch viele Zusatzstoffe aus dem Labor kompensiert werden muss. Beispiel: Die Zutatenliste für ein glutenfreies Muffin zeigt den wahnsinnigen Aufwand. Enthalten sind Zucker, Kartoffelstärke, pflanzliches Fett, Ei, Wasser, Süßmolkenpulver E415, Backtriebmittel E450, Natriumhydrogencarbonat, Milchsäureester Speisefettsäuren und vieles mehr. Um also aus einem natürlichen Lebensmittel Gluten zu entfernen, muss man einen großen Aufwand betreiben, um ein ähnliches Bissgefühl und einen ähnlichen Geschmack zu erhalten.

Rezepttipp: Gluten- und laktosefreie Zimtsterne

Das Mark einer halben Vanilleschote mit dem Abrieb einer halben, unbehandelten Zitrone, 400g gemahlene Mandeln und einen gehäuften TL Zimt vermengen. 2 Eier trennen, die Eiweiße steif schlagen und dabei nach und nach 250 g Puderzucker hinzugeben. Ein Viertel des Puderzucker-Eischnees in eine Extraschüssel geben. Die restliche Masse nach und nach in die Mandelmischung einrühren. Backofen auf 145° C vorheizen (keine Umluft). Teig auf ca. 0,5 – 1cm Dicke ausrollen, Sterne ausstechen. Sterne mit dem restlichen Puderzucker-Eischnee bestreichen. Zirka 17 Minuten backen und abkühlen lassen.
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