Salzburger Festspiele finden statt

Der Festival-Poker − Wer zuerst zuckt, verliert

07:34 Minuten
Markus Hinterhäuser und Helga Rabl-Stadler sitzen im Zuschauerraum eines leeren Theaters.
Festspiel-Intendant Markus Hinterhäuser und Präsidentin Helga Rabl-Stadler. Leere Stühle wird es bei den Salzburger Festspielen 2020 nicht geben. © Salzburger Festspiele / Franz Neumayr
Rainer Pöllmann im Gespräch mit Mascha Drost · 26.05.2020
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Die Salzburger Festspiele wollten in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiern. Während andere Festivals längst abgesagt sind, haben die Salzburger gepokert. Das könnte sich auszahlen, meint unser Musikredakteur Rainer Pöllmann.
Das Direktorium der Salzburger Festspiele hat dem Kuratorium das Konzept für die Jubliäumsausgabe in diesem Jahr vorgelegt. 100 Jahre Salzburger Festspiele. Die große Sause wird es wohl nicht, sagt Musikredakteur Rainer Pöllmann im Deutschlandfunk Kultur. Aber wenn alles so realisiert wird, wie es jetzt angekündigt wurde, dann wäre das ein Erfolg, urteilt er.
Ein künstlerisches Programm gebe es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Vorgestellt wurden nur die Rahmenbedingungen und die sehen eine deutliche Kürzung der Festivaldauer vor: 30 statt 44 Tage. Und es soll auch nur sechs Spielorte geben.

Rekord-Budget war geplant

Doch Konzerte mit Orchester und auch Opernaufführungen sollen stattfinden, berichtet Pöllmann. Möglich werden solle das dadurch, dass in Österreich ab August wieder Veranstaltungen mit bis zu 1000 Besuchern erlaubt seien. In Bezug auf die Einhaltung von Abstandsregeln fügt er etwas ungläubig hinzu: "Man darf gespannt sein, was dann da zu sehen sein wird und wie."
Zum Jubiläum der Festspiele war ein Rekord-Budget eingeplant. Im Museum werde beispielsweise eine Ausstellung zur Geschichte der Festspiele zu sehen sein. Doch alles andere wird wohl eine Nummer kleiner und damit ein würdiger, aber bescheidenerer Abschied für Helga Rabl-Stadler, die seit 1995 amtierende Präsidentin der Festspiele, so Pöllmann.

Mikado spielen

Während alle anderen Festivals vom Schleswig-Holstein Musikfestival bis zu den Bayreuther Festspielen abgesagt wurden, hatten die Salzburger Festspiele mit einer Absage gezögert, wie Pöllmann sagt. Das habe auch für Unverständnis gesorgt.
Für viele Festivals sei die rechtzeitige Absage sicher vernünftig gewesen, denn so hätten sie digitale Alternativen vorbereiten können. Doch es wirke schon wie Festival-Poker oder Festival-Mikado, meint Pöllmann, "wer die stärksten Nerven hat gewinnt, oder wer zuerst zuckt, verliert".
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