Sängerin Ulla Meinecke

"Die meisten meiner Sachen sind wirklich zeitlos"

35:53 Minuten
Musikerin Ulla Meinecke
Die Musikerin Ulla Meinecke lebte als junge Frau zehn Jahre in Frankfurt am Main. © Nicolas Hansen Berlin
Moderation: Gisela Steinhauer · 04.01.2019
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Sie ist immer noch da: Ulla Meinecke, deren rauchige Stimme und ironischen Texte seit 40 Jahren fester Bestandteil der deutschen Popmusikszene sind. Im Gespräch erzählt sie, warum sie sich für ihre neue Tour von Douglas Adams inspirieren ließ.
Sie gilt als Grande Dame der deutschen Popmusik: Ulla Meinecke. Ihre sanfte, rauchige Stimme, ihre lyrischen, ironisch-reflektierenden Texte begeistern die Fans seit über 40 Jahren. Weniger bekannt ist, dass sie auch mal Udo Lindenbergs Sekretärin war.
"Und danke für den Fisch", heißt die Tour, auf der sie gerade mit ihrer Band unterwegs ist. Den Titel hat die Sängerin Ulla Meinecke dem Kultbuch der 80er Jahre "Per Anhalter durch die Galaxis" entnommen. Die Weltuntergangsstimmung, auf die das satirische Werk von Douglas Adams anspielt, passt für die heute 65-Jährige auch in unsere Zeit.
Welche Songs auf dem aktuellen Programm stehen, wechselt von Aufführung zu Aufführung: "Die meisten meiner Sachen sind ja wirklich zeitlos und die sind so gut durchgearbeitet, die Texte, dass das nicht nervt. Ich freue mich auch immer wieder, die zu singen. Aber wir haben so viele Songs. Das verändert unterwegs das Programm."

Kindheit in Hessen

Die ersten Jahre ihrer Kindheit verbrachte sie auf dem Land im hessischen Wallau. In der waldreichen Gegend habe sie eine große Enge empfunden. "Ich kannte als Kind nichts anderes, aber da war immer eine Sehnsucht. Ich habe oft in den Himmel geguckt und in diesem Gehügel ist ja immer nur ein Stück Himmel. Und dann kam ich im Rahmen der ‚Kinderlandverschleppung‘ an die Ostsee und sah zum ersten Mal den weiten Himmel und das Meer. Und da wusste ich: Das ist es."
Die Freiheit, nach der sie sich sehnte, fand sie unter anderem in dem Buch "Die Abenteuer des Tom Sawyer", aus dem sie später ein Hörbuch machte – gelesen unter freiem Himmel.
Früh entdeckte Meinecke die Rockmusik als Ventil. Als Jugendliche sah sie Jimi Hendrix und Frank Zappa in Frankfurt – und sie wusste: "Nach dieser Musik gibt es keine Enge mehr!" Später mischte sie in der Frankfurter Hausbesetzerszene mit. "Ich komme aus dem sogenannten Frankfurter Häuserrat, also unorganisierte Menschen, sogenannte Spontis. Ich war an Hausbesetzungen beteiligt, aber das war auch verbunden mit solchen Sachen wie Mieterberatung." In dieser Zeit schrieb sie auch ihre ersten Songs.

Ein Demoband an Udo Lindenberg

Eine Annonce änderte schließlich ihr Leben: "Gesucht werden Mitglieder einer Mädchenband." Der Initiator war kein Geringerer als Udo Lindenberg. Er engagierte sie, allerdings nicht als Musikerin, sondern als Sekretärin und Managerin. "Das Mädchending war ein Fake. Das waren blonde Models und ich guckte so auf das Bild und ich dachte: Blond bin ich nicht, und die Beine sind auch nicht so lang – aber ich kann Gitarre spielen. Und ich schickte ein Demoband hin und schon nach zehn Monaten kam die Antwort: Und das einzige, was von dieser Mädchenband übrig blieb, war ich."
Sie schrieb weiter Songs. Mit ihrem fünften Album gelang ihr 1983 der Durchbruch: Mit dem Lied "Die Tänzerin". Sie singt es immer noch, auch nach über 30 Jahren – und immer noch hat sie die beiden Musiker Ingo York und Reimer Henschke an ihrer Seite.
Die drei sehen sich zwar nicht jeden Tag, aber sie hätten vereinbart, einmal am Tag Laut zu geben. "Wir kennen uns jetzt auch so lange und wir haben ja bewiesen, alle, dass wir rau sind, dass wir Einzelgänger sind, dass wir gerade stehen und ich sag immer, wir haben das jetzt alles bewiesen und jetzt geht keiner mehr alleine wohin. Zum Beispiel zum Zahnarzt. Wir kommen immer alle mit."
(so)
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