Sachsens Theater in der Coronakrise

Wie lange bleiben die Bühnen geschlossen?

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Das Gebäude vom Theater Staatsschauspiel Dresden am Abend.
Das Staatsschauspiel Dresden kann derzeit nur Online-Vorstellungen zeigen. © picture alliance / dpa / Jens Kalaene
Joachim Klement im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 27.11.2020
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In Sachsen wird diskutiert, die Theater bis Ende Februar geschlossen zu lassen. Mit Blick auf die Infektionszahlen benötigte die Kulturszene mehr Planungssicherheit und eine verlässliche Perspektive, sagt der Dresdner Intendant Joachim Klement.
Die sächsische Landesregierung diskutiert derzeit mit den Theaterintendanten, ob ihre Häuser bis Ende Februar geschlossen bleiben sollten. An einer Telefonkonferenz mit Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und Vertretern von Kulturinstitutionen hat auch der Intendant des Staatsschauspiels Dresden, Joachim Klement, teilgenommen.
Initiiert habe das Gespräch Axel Köhler, Leiter der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden, sagt Klement: "Und Herr Kretschmer, so habe ich ihn zumindest kennen gelernt, ist dann jemand, der sehr schnell reagiert und hat das Angebot gemacht, dass man sich austauscht."
Es sei vor allem darum gegangen, dass die Politik darauf achte, nicht wieder wie in der ersten Coronaphase im Frühjahr in eine "Stop-and-Go-Variante" zu kommen". Die Theater sollten nicht ständig gezwungen sein, Pläne in einem Vierzehn-Tage- oder Drei-Wochen-Rhythmus aufzustellen, sie wieder zu verändern und rechtliche Verpflichtungen einzugehen. "
Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sucht das Gespräch mit den Kulturschaffenden in Sachsen.
Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sucht das Gespräch mit den Kulturschaffenden in Sachsen. © picture alliance / dpa/ Sebastian Kahnert
Klement betont: "Man braucht Planungssicherheit. Die Menschen, die bei uns in den Häusern arbeiten, die Betriebe, die Gäste aber auch die Solo-Selbstständigen, mit denen wir verlässlich zusammenarbeiten wollen."

Suche nach einer Perspektive

Kretschmer habe nun vorgeschlagen, die Theater über einen längeren Zeitraum bis Ende Februar geschlossen zu lassen, um diese Planungssicherheit herzustellen. Danach könne man möglicherweise länderübergreifend ein "Öffnungs-Szenario" entwerfen.
Die Landesregierung versuche auf diese Weise zu planen und Perspektiven für die Theater zu entwickeln, sagt Klement. Aber das Infektionsgeschehen sei nicht vorauszusehen. Der November habe nur einen Bremsvorgang bewirkt, so der Intendant.
Joachim Klement, Intendant im Staatsschauspiel Dresden.
Joachim Klement, Intendant im Staatsschauspiel Dresden, wünscht sich für die Theatermacher mehr Planungssicherheit. © picture alliance/dpa/Arno Burgi
"Ich finde, es ist keine Zeit mehr für Jammerei", sagt Klement, "Wenn uns eine Regisseurin, mit der wir im nächsten Jahr zusammenarbeiten, erzählt, dass ihre Mutter in einer mittelgroßen bayerrischen Stadt mit Coronasymptomen in die Notaufnahme gegangen ist, dort weggeschickt wurde und zwei Tage später tot ist - das ist unsere Realität."

Aus Fehlern im Umgang mit der Kultur lernen

Mit dieser Realität müsse man umgehen lernen. Im Gegensatz zu einem früheren Beschluss der Ministerpräsidenten, hätten inzwischen alle verstanden, welche Fehler dort gemacht worden seien mit Blick auf die Frage von Kunstfreiheit und Kultur. "Das wird korrigiert", ist Klement überzeugt. Kretschmer habe das in der Telefonkonferenz angekündigt.
Nach Klements Einschätzung ist es nicht etwa so, dass die Kultur, die in Sachsen Verfassungsrang habe, nicht mehr wahrgenommen werde. "Man versucht einfach, mit einer Pandemie vernünftig umzugehen." Und das geschehe im Gespräch mit den Beteiligten und nicht etwa über sie hinweg.
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