Sachsen-Anhalt

"Kenia-Koalition spart an der Kulturpolitik"

Das Theater der Landeshauptstadt am Universitätsplatz in Magdeburg,
Das Theater der Landeshauptstadt am Universitätsplatz in Magdeburg. © dpa / picture alliance / Jens Wolf
Olaf Zimmermann im Gespräch mit Vladimir Balzer  · 19.04.2016
Mehr Unterstützung für die Kultur wünscht sich der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, von der neuen Schwarz-rot-grünen Koalition in Sachsen-Anhalt. Das sei ein wichtiges Signal gegen den Wahlerfolg der AfD und den damit verbundenen Rechtsruck.
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturates, Olaf Zimmermann, hat bedauert, dass sich die neue Kenia-Koalition in Sachsen-Anhalt auf einen Kulturetat geeinigt habe, der unverändert auf zu niedrigem Niveau bleiben solle. "Das hat schon bisher nicht gereicht", kritisiert er. "Eigentlich hätte man etwas oben drauf tun müssen." Nach dem Wahlerfolg für die AfD, die in Sachsen-Anhalt bei der Landtagswahl aus dem Stand heraus fast 25 Prozent erreichte, wäre dies das richtige Zeichen gegen diesen Rechtsruck gewesen. "Da hätte gerade die Kultur letztendlich ein Signal sein können."

Verpflichtung zur Heimat

Wenn man sich das Wahlprogramm der AfD ansehe, entdecke man dort fast ausschließlich Kulturthemen. "Das zeigt, wohin die Reise geht", sagte Zimmermann. Deswegen müssten die Parteien der Kenia-Koalition gerade in der Kultur nachlegen, um zu verdeutlichen, dass man die AfD inhaltlich bekämpfe. Die AfD habe gesagt, dass die Orchester und Theater in der Zukunft in der Pflicht seien, einen positiven Bezug zur Heimat zu fördern. "Da müssen jetzt die Parteien etwas dagegensetzen", sagt Zimmermann. "Die müssen jetzt sagen, nein, wir haben eine andere Kulturvorstellung." Es gelte die Kunstfreiheit zu betonen und die Kultur auch ökonomisch freier zu machen. "Da habe ich bisher noch nicht gehört, dass es den großen Umschwung in der Kulturpolitik in Sachsen-Anhalt geben würde."

Neues Leben für Kulturkonvent

Zimmermann fordert, dass in Sachsen-Anhalt der Kulturkonvent wieder ins Leben gerufen wird. Dieser runde Tisch zwischen Kultur und Politik habe das Selbstbewusstsein der Kulturleute während der zwei Jahre seines Bestehens sehr gestärkt, sagt er. "Ich würde es sehr begrüßen, wenn dieser Kulturkonvent gerade jetzt, gerade unter den politischen Bedingungen in Sachsen-Anhalt wiederaufleben würde, weil ich glaube, man braucht eine starke Kulturszene und dafür muss die auch gemeinsam miteinander debattieren und ihre Zukunft letztendlich selber bestimmen." Sie solle nicht darauf warten, dass die Politik diese bestimme, sagt Zimmermann.

Desolater Zustand der Kultureinrichtungen

Zimmermann lobt die Kulturlandschaft in Sachsen-Anhalt. Es gebe gute Künstler und Künstlerinnen, viele Kulturschätze und eine Fülle von Kultureinrichtungen. "Aber die sind alle durchweg in einem desolaten Zustand", sagt er. Über Jahre sei zu wenig Geld investiert worden. Als Grund werde oft gesagt, dass Sachsen-Anhalt ein Bundesland sei, aus dem die Menschen wegzögen. "Aber wenn man dem etwas entgegensetzen will, dass immer mehr Menschen dort weggehen, dann kann man nicht gerade in der Kultur sparen."
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