Sachbuch

Gärtnern aus Leidenschaft

Frisch geerntete Cocktailtomaten und junge Möhren
Dass Gartenarbeit jedes Sportcenter überflüssig macht, lernt man von Kat Menschik. © picture alliance / dpa / Wolfram Steinberg
Von Kim Kindermann · 29.04.2014
Grandios gezeichnet ist "Der goldene Grubber" von Kat Menschik. Die lakonisch plaudernden Texte runden das Gartenbuch ab. Eine geniale Mischung aus unterhaltsamen Anekdoten und botanischem Sachwissen.
Dieses Gartenbuch ist genial. Es ist grandios gezeichnet – das wundert einen nicht wirklich, denn Kat Menschik ist eine Meisterin der Illustration, sie hat unter anderem Bücher von Haruki Murakami bebildert, und trotzdem: Hier toppt sie sich selbst. Jede der über 300 wunderschönen Illustrationen verzaubert den Betrachter und erinnert an alte detailreiche Holz- oder Linoleumschnitte. Dabei sind sie in schlichtem weiß-grün gehalten, haben das ungewöhnliche Format von 22 auf 22 Zentimeter und sind reich betextet. Wobei der Text selbst Teil des Gesamtwerks ist.
Und so komisch das scheint, obwohl - bis auf acht Bilder - keine der Pflanzen und Bäume, keines der Insekten und Tiere hier bunt gezeichnet ist, strahlt dieses Buch aus sich heraus. Betrachte man etwa den Bäuchling, der hier mit zusammengeklappten Flügeln abgebildet ist, dann ist seine blaue Farbe irgendwie trotzdem da. Das hat Magie!
Große Momente und kleine Niederlagen
"Der goldene Grubber" ist aber auch deshalb Gold wert, weil die Autorin nicht nur lustvoll von ihren großen Momenten und kleinen Niederlagen im Garten erzählt, sondern das alles noch mit botanischem und naturkundlichem Sachwissen vermischt. So erfährt man nicht nur, wann man welchen Baum oder Busch am besten beschneidet, wann man was pflanzt, welche Geräte man braucht und wie all die Tiere heißen, die sich hierzulande im Garten tummeln. Sondern man liest eben auch davon, dass Großpflanzaktionen nicht immer gut ausgehen, Schädlingsbekämpfung auch Freundschaften kostet, eine Gurkenmaske gegen Gartenstress hilft, dass eine Nachtschneckenphobie sehr normal ist, Pflanzenshopping glücklich macht, man trotz aller Naturliebe auch Pelzmützen tragen darf und man unbedingt regelmäßig Gartenpartys feiern muss. Erzählt wird das alles in einem wunderbar lakonischen Plauderton.
Spätestens hier will man Kat Menschik dann unbedingt persönlich kennenlernen, um natürlich auf ihre Gartenparty eingeladen zu werden. Den Garten besitzt sie seit mehr als zehn Jahren und genauso lange tüftelt sie an ihm rum und macht Fehler: Erst sollte es nur grün sein, dann war der bunte Bauerngarten das Traumziel, später die Obstbaumwiese. Aber so ist das eben mit einem Garten. Ständig ist was zu tun. Gut also, dass Gartenarbeit jedes Sportcenter überflüssig macht. Auch das lernt man hier.
Skizzen und lustige Figürchen
In einem Interview zum Buch hat Kat Menschik mal gesagt, alles, alles sollte in ihr Buch rein: schnelle Skizzen, lexikalisches Wissen, lustige Figürchen.
Erprobt hat sie es daher schon mal bei der "FAZ", wo "Der goldene Grubber" 2013 als Fortsetzungsbildgeschichte erschien. Dass das Buch jetzt noch runder, noch strahlender ist, verdankt es auch der Buchcover-Gestaltung: Da prunkt in einem jugendstilartigen Design, goldumrankt, der Grubber. Dieses ultimative Gartenutensil, das der gemeine Gärtner eher als dreizackige Gartenharke kennt, wird hier stolz in die Luft gehalten und wird so zum Inbegriff von Freiheit. Schon damit ist klar: Kat Menschik Gartenbilder-Tagebuch ist das beste Gartenbuch seit Langem!

Kat Menschik: Der goldene Grubber. Von großen Momenten und kleinen Niederlagen im Gartenjahr
Galiani, Berlin 2014
312 Seiten, 34,99 Euro

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