S. Mahmoud Hosseini Zad

Was interessiert iranische Leser an Judith Hermann und Ingo Schulze?

S. Mahmoud Hosseini Zad, iranischer Übersetzer und Schriftsteller, bei der Preisverleihung der vom Goethe-Institut vergebenen Goethe-Medaille
S. Mahmoud Hosseini Zad, iranischer Übersetzer und Schriftsteller, bei der Preisverleihung der vom Goethe-Institut vergebenen Goethe-Medaille © picture alliance / dpa
Moderation: Britta Bürger · 28.11.2014
Er hat die Bücher von Judith Hermann, Uwe Timm und Ingo Schulze in den Iran gebracht – der Übersetzer S. Mahmoud Hosseini Zad. Was schätzen seine Landsleute an den neuen deutschen Autoren?
Der Erfolg der Übersetzungen aktueller deutscher Autoren in seiner iranischen Heimat habe ihn selbst überrascht, sagt der Übersetzer S. Mahmoud Hosseini Zad. "Das Bild, das ein iranischer Leser von deutscher Literatur hat, ist verbunden mit Goethe, Schiller und Nietzsche", so Hosseini Zad. Man habe die deutsche Literatur immer mit einer philosophisch aufgeladenen Sprache in Verbindung gebracht. "Aber jetzt bei dieser neuen Generation, das ist eine verständlichere Sprache, und die Themen sind menschlich, geerdet", betont Hosseini Zad. Für seine Leistungen als Kulturvermittler wurde Hosseini Zad im vergangenen Jahr die Goethe-Medaille verliehen.
Sein Roman liegt noch bei der Zensurbehörde
Die poetisch-melancholische Sprache von Judith Hermann lasse sich zum Beispiel sehr gut ins Persische übersetzen. Und auch um mögliche Einwände der Zensurbehörde zu umgehen, gebe es einige Tricks. "Bier ist erlaubt, aber Whiskey nicht", so der Übersetzer, der im Notfall Whiskey auch mal nicht wortwörtlich übersetzt.
Er selbst hat neben Theaterstücken auch einen Roman verfasst, der seit über sieben Jahren darauf wartet, von der iranischen Zensurbehörde zugelassen zu werden. Unter Staatspräsident Hassan Rohani habe sich die Situation in seiner Heimat durchaus verändert. "Die Zeit unter Ahmadinedschad war so schlimm, dass jeder danach eigentlich nur glänzen konnte." Aber insgesamt befinde sich die Gesellschaft in einer Art Wartemodus. So sei mit dem Amtsantritt Rohanis die Anzahl der Studenten, die ins Ausland möchte, zwar zurückgegangen: "Aber sobald etwas passiert, verlassen alle wieder das Land."
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