Russlands Militär

Feierliche Eröffnung einer "Kirche des Sieges"

03:45 Minuten
Luftaufnahme der Militärkirche im Parko Patriot in Moskau
Wegen der Coronapandemie hatte sich die Einweihung der neuen Militärkirche verschoben. © imago / Mikhail Japaridze
Von Thielko Grieß · 13.06.2020
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Im militärischen Themenpark Patriot bei Moskau wird die "Kirche des Sieges" eingeweiht. Die Militärkirche der russischen Streitkräfte gilt als drittgrößte orthodoxe Kathedrale des Landes und erinnert an den Zweiten Weltkrieg.
Das russische Militär und Politprominenz eröffnen morgen eine neu errichtete Militärkirche, südlich von Moskau wird sie vom Patriarchen geweiht. Der Termin war wegen Corona verschoben worden, aber da in elf Tagen in Moskau die Siegesparade auf dem Roten Platz stattfinden soll, wird auch die Kirche nun ihrem Zweck übergeben. Die Auferstehungskirche wird die Hauptkirche der russischen Streitkräfte und steckt voller Symbolik.
Wer die Stufen zur Kirche hinauf geht, läuft über Waffen aus deutscher Produktion. Dort sind zum Beispiel unschädlich gemachte Pistolen der Wehrmacht eingebaut, die im Zweiten Weltkrieg in die Hände der Roten Armee gelangten. Auch die zweiflügelige, aus Metall gefertigte hohe Eingangstür folgt dieser Symbolik, erklärt im Staatsfernsehen der Chefarchitekt Dmitrij Smirnow:
"Das ist das Siegestor, auf dem zwei Erzengel dargestellt sind. Sie sehen hier Ereignisse schon am Ende des Zweiten Weltkriegs. Im Zentrum sehen Sie ein Schwert, das im faschistischen Adler steckt. Und dieses Schwert stellt den Griff der Tür dar."

Voller Symbolik des Sieges

Solche Darstellungen folgten einer Tradition, deren Ursprünge in die Geschichte des Napoleonfeldzuges zurückreichten, begründet Konstantin Kulagin, der Historiker am Institut für Militärgeschichte am russischen Generalstab ist:
"Zum Beispiel nach dem Krieg von 1812 gab es eine spezielle Verfügung von Zar Alexander I., dass in Moskau aus Trophäengeschützen eine Säule zur russischen Ehre errichtet werden muss. Damit sichtbar wurde, dass die Franzosen da waren, Franzosen aus Russland rausgejagt wurden, und dass das, was sie hier hinterließen oder was wir ihnen im Kampf nahmen, als Symbol unseres Sieges dient."
Die Waffen der Wehrmacht sind längst nicht die einzigen symbolisch aufgeladenen Elemente dieser Kirche: Sie hat von außen ein olivgrünes Aussehen, der Durchmesser der Hauptkuppel beträgt 19,45 Meter, um an das Jahr des Kriegsendes zu erinnern. Das liegt 75 Jahre zurück, weshalb der Glockenturm 75 Meter hoch ist. Und die kleine der insgesamt sechs goldenen Kuppeln, für jede Teilstreitkraft des russischen Militärs eine, weist eine Höhe von 14,18 Metern auf. Der Krieg mit dem Deutschen Reich währte für die Sowjetunion 1418 Tage.

Überwiegend mit Spenden finanziert

In einem beigeordneten Museumskomplex ist der Weg der Erinnerung entstanden. Auf Displays ist zu jedem Tag etwas über die jeweiligen Kriegsereignisse zu lesen, so der Chefarchitekt – damit nichts vergessen werde. Russinnen und Russen können Daten und Bilder ihrer im Krieg gefallenen Angehörigen auf einer Internetseite hochladen. Auch sie sollen in der Kirche dargestellt werden.
Es wurde und wird weiter zu Spenden aufgerufen, um Teile des Baus zu finanzieren. Prominente haben sich beteiligt, um die nach der Erlöserkirche in Moskau und der Isaakskathedrale in Sankt Petersburg nun die drittgrößte orthodoxe Kirche Russlands zu errichten. Geld soll auch Staatspräsident Wladimir Putin gespendet haben.
Unabhängige Medien beziffern die Baukosten auf umgerechnet 76 Millionen Euro, wovon etwa die Hälfte durch Spenden zusammen kam. Dafür sind in der Kirche unter anderem viele Mosaike entstanden. "So ein Mosaik entsteht aus Kobaltglas. Jedes Stückchen wird per Hand hergestellt", berichtet ein Bauarbeiter.

Ohne Politiker-Porträts

Doch Widerstand erzeugte, als im Winter bekannt wurde, dass die Gestalter der Kirche in Mosaiken auch das Porträt Putins, dasjenige von Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Außenminister Sergej Lawrow sowie von Diktator Stalin verarbeitet hatten. Die Orthodoxe Kirche wandte sich ausdrücklich gegen die Darstellung Stalins, der schließlich Geistliche hatte verfolgen lassen.
Die Porträts sind inzwischen entfernt. Politisch bleibt die Kirche trotzdem – was ausdrücklich gewünscht ist.
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