Neu im Kino: "Macho Man"

Ein Mann entdeckt sich selbst

Christian Ulmen posiert in einer Szene des Kinofilms "Macho Man".
Christian Ulmen posiert in einer Szene des Kinofilms "Macho Man". © Universum Film
Von Hans-Ulrich Pönack · 29.10.2015
In der Komödie "Macho Man" spielt Regisseur Christof Wahl mit Rollenbildern und Multikulti-Klischees. Unseren Kritiker Hans-Ulrich Pönack konnte das überzeugen. "Macho Man" bietet gute Unterhaltung - und ist gelegentlich sogar richtig witzig.
Zuletzt schwächelte er auf der Leinwand, siehe "Becks letzter Sommer" und "Gespensterjäger – Auf eisiger Spur", jetzt aber kann sich der vielseitige Schauspieler, Entertainer und Comedian Christian Ulmen, 40, von seiner besseren Ulk-Seite zeigen. Und das in einer deutschen Komödie, die diesen Namen auch verdient. Geschaffen nach einem Roman des Kabarettisten Moritz Netenjakob, der 2006 mit dem renommierten Adolf-Grimme-Preis für seine Mitarbeit an den Drehbüchern der TV-Erfolgsserie "Stromberg" (mit Christoph Maria Herbst) ausgezeichnet wurde. Vom langjährigen Til Schweiger-Kameramann Christof Wahl als Kino-Debütfilm sympathisch hergerichtet, der sich im Übrigen auch mit Musik-Videos ("Wir sind Helden") einen interessanten Namen gemacht hat.
Verklemmter Trottel und intellektueller Warmduscher
Warum "bessere Komödie"? Weil hier endlich einmal keine ignoranten Deppen vorgeführt werden, sondern reizvolle, hintergründige Charaktere, die in ihren Parts glaubhaft geschildert werden und pointiert agieren. Daniel Hagenberger (Christian Ulmen), seines Zeichens Werbefuzzi in einer angesagten Agentur, weiß, dass er in Sachen Gefühle, Frauen, Beziehungsgeschichten ein verklemmter Trottel ist. Obwohl er sich dessen bewusst ist, vermochte er bisher nie, über seinen Schatten zu springen. Zu sehr wirken die Erziehungsspuren seiner neoliberalen 68er-Eltern nach. Dann aber taucht sie auf: Aylin (Aylin Tezel), die hübsche selbstbewusste Deutschtürkin. Und sie schnappt sich den Schattenparker Daniel, den intellektuellen Warmduscher. Kann ihn so nehmen wie er ist, was ihn zunächst stutzig macht. Aber da ist ja noch ihre Familie, deren Männer ihn zum Macho machen wollen, der er schon immer gern selbst ein wenig sein wollte. Also nimmt er die Hilfe an, sich zum richtigen Kerl machen zu lassen. Aylins Bruder bietet sich als Coach an, Aylin ist irritiert und möchte ihren etwas linkischen Daniel zurück, der sich schließlich zum Glück seiner eigentlichen Tugenden besinnt.
Ulmen als Daniel weiß sensible Zwischentöne zu setzen; mit körpersprachlichen und verbalen Ulk-Attacken, authentisch-witzig. Und ganz bezaubernd an seiner Seite die in Bünde bei Bielefeld aufgewachsene Aylin Tezel. In der Feinabstimmung ist "Macho Man" ein stimmungsvoller Multikulti-Trip mit einem witzigen "hat was"-Timing und ulkigen Pointen. Mit drolligen Kollegen drum herum, wie dem erstaunlich abgemagerten Daniel-Kollegen Axel Stein, Nora Tschirner (als resolute Tätowier-Mamsell), Samuel Finzi oder Lukas Podolski als kauziger 1.FC Köln-Gast. "Macho Man" ist kein Schenkelklopfer, sondern lockere, legere Prima-Unterhaltung über die schwierigste Sache der Welt - also das mit Männlein und Weiblein. Beziehungsweise umgekehrt.

Macho Man
Deutschland 2014; Regie: Christof Wahl; Darsteller: Christian Ulmen, Aylin Tezel; 98 Minuten
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