Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin Live

Haydns Wettstreit und Bruckners Wagnerliebe

Das Orchester steht auf der Bühne des großen Sendesaales des Berliner Funkhauses in der Masurenallee.
Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin wird seit Herbst 2017 von Vladimir Jurowski geleitet. © Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin / Simon Pauly
Moderation: Stefan Lang · 08.12.2019
Joseph Haydn wird von einem Schüler herausgefordert. Daraufhin schreibt er eine modische Sinfonia concertante und siegt. Anton Bruckner widmet seine dritte Sinfonie seinem Vorbild Richard Wagner, der sich uninteressiert zeigt, im Gegensatz zur Zuhörerschaft.
Wenn der Lehrer vom eigenen Schüler Konkurrenz bekommt, dann ist das ein Fressen für die Presse. So in London im Jahr 1792.

"Harmonischer" Krieg

Ignaz Pleyel schrieb eine in Mode gekommene Sinfonia Concertante - ein Zwitterding, nicht eben Sinfonie und doch auch nicht Konzert. Hier sind es einige Soloinstrumente, die vor dem Orchester stehen und musizieren.
Nun heizte die Presse einen "Concertanten-Krieg" an und verfolgte die Aufführungen der neuen Werke. Pleyel setzte sechs Soloinstrumente ein, Haydn brachte vier Instrumente ins Rennen. Das Publikum habe wohl für Haydn mehr votiert - doch gewonnen hatten beide: Viel Aufmerksamkeit durch die Londoner PR-Aktion.

Wagner zu Füßen gelegt

Anton Bruckner war von der aufgeladenen Musik Richard Wagners begeistert. Er beschrieb den Kollegen schließlich als "Meister aller Meister". Schon bei seinem Besuch in Bayreuth 1873 sprach Bruckner von seiner Wagner-Sinfonie, die er ihm auch widmete.

Bearbeitung nach der Bearbeitung

War die erste Fassung voller deutlicher Zitate aus Wagner-Werken, wie Walküre, Tristan, die Meistersinger, Tannhäuser und Lohengrin. Diese erste Fassung lehnten die Wiener Philharmoniker als unspielbar ab. Bruckner fasste das Werk erneut an und fuhr die Wagner-Zitate zurück. Die zweite Fassung erlebte dann eine Aufführung, die in einer Katastrophe endete: Bruckner musste kurzfristig als Dirigent einspringen, weil Johann Herbeck plötzlich verstorben war. Dem war Brucker aber nicht gewachsen. Es folgten vernichtende Kritiken, öffentliche Ignoranz und Missilligung des Komponisten-Dirigenten.

Die Dritte gewinnt doch

Aber die Sinfonie wurde gedruckt und fand im Laufe der Zeit große Verbreitung durch zahlreiche Aufführungen in ganz Europa. Vladimir Jurowski hat sich für Bruckners Fassung aus dem Jahr 1889 entschieden - eine der letzten. Herausgegeben wurde diese von Leopold Nowak.
In der Pause stellt Stefan Lang das neue Buch "Mit Rapauke im Land der Musikinstrumente" von Juliane Manyak und Lara Faroqhi im Gespräch vor.
Auf dem grünen Cover ist eine Zeichnung von einem Jungen zu sehen.
Eine neue Musik-Abenteuergeschichte für Kinder.© deutschlandradio
Das Projekt gehört zum Education-Bereich des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin. Die Musik zum Buch gibt es hier: Musik zum Rapauke-Buch.
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