Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

Dreiecksbeziehungen

Die Pianistin Yulianna Avdeeva
Die Pianistin Yulianna Avdeeva © RSB/Harald-Hoffman
23.12.2014
Einen Tag vor Heiligabend beschert das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin mit dem Chefdirigenten Marek Janowski seinem Publikum ein reines Beethoven-Programm - mit zwei eher zugänglichen Werken des Meisters.
Zwei große Werke Beethovens, nichts anderes dazu, und das alles kurz vor dem Weihnachtsfest - das könnte schon ein Wagnis sein, gilt der Wahl-Wiener Klassiker doch nicht gerade als musikalischer Zuckerbäcker. Marek Janowski kombiniert an diesem Abend mit seinem Orchester die "Pastorale", eines der ersten Werke der Programmmusik, mit dem "Tripelkonzert", der konzertanten Sinfonie für Violine, Violoncello, Klavier und Orchester, das wiederum einen ganz verbindlich kommunizierenden Beethoven zeigt.
"Solokonzert als multilaterales Gespräch auf Augenhöhe" – so hat der RSB-Dramaturg Steffen Georgi das Tripelkonzert von Ludwig van Beethoven charakterisiert. In Beethovens eigenen Worten ist es "Konzertant mit dem ganzen Orchester". Der damals schon gefeierte Klavier- und Violinkonzertkomponist unternahm damit ein wackeres Experiment, das so gar kein Zurück zum barocken Gruppenkonzert ist, eher eine Weiterentwicklung des Solokonzertes für drei gleichberechtigte Partner.
Eine Unterhaltung dieser Art fällt uns Menschen gemeinhin schwer – es kann dann gar nicht verwundern, dass dieses Werk mit einer komplizierten Dreiecksbeziehung um einen passenden Platz in der Repertoirerangordnung kämpfen musste.
Die 6. Sinfonie – gemeinhin als "Pastorale" bekannt – ist trotz oder wegen dieses Beinamens im besten Sinne des Titels komponierte Weltanschauung, nicht im Sinne einer Ideologie, aber doch in der Bedeutung einer Philosophie. Im Finale dieser mit illustren Satztiteln überschriebenen Sinfonie singt Beethoven einen großen Hymnus auf die friedvolle Eintracht von Mensch und Natur. Naturmotiv und Volkslied erhalten in seinen Augen und Ohren fundamentales Gewicht: Beethoven war der Ansicht, dass sich Gott dem Menschen vor allem in der Gestalt der Natur zu erkennen gibt. Das verbindet ihn mit seinem Vorgänger Joseph Haydn und seinen Märchen-Oratorien von der Schöpfung und den Jahreszeiten. So gehen nicht nur die drei Solisten im Tripelkonzert, sondern auch die beiden Oratorien Haydns und diese Sinfonie Beethovens eine vielschichtige Dreierbeziehung ein.
Das Programmheft zum Nachlesen
Live aus der Philharmonie Berlin
Ludwig van Beethoven
Konzert für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester C-Dur op. 56 - „Tripelkonzert"
ca. 20.50 Uhr Konzertpause
Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 - „Pastorale"
Yulianna Avdeeva, Klavier
Carolin Widmann, Violine
Wolfgang Emanuel Schmidt, Violoncello
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Marek Janowski