Rückgabe von Cape-Cross-Säule an Namibia

Kolonialobjekt von großer Bedeutung

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Das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin gibt die Kreuzkapsaeule Cape Cross (Foto) offiziell an Namibia zurueck. Die rund 3,5 Meter und ueber eine Tonne schwere Saeule mit Steinkreuz war in der Kolonialzeit vor 125 Jahren unter Kaiser Wilhelm II. von Namibia nach Deutschland gelangt, wie DHM-Praesident Raphael Gross am Freitag (17.05.2019) in Berlin betonte.
Das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin gibt die Kreuzkapsaeule Cape Cross offiziell an Namibia zurück. © imago images / epd
Raphael Gross im Gespräch Marietta Schwarz · 17.05.2019
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Gut 500 Jahre ist die Steinsäule von Cape Cross alt, die Deutschland nun an Namibia zurückgeben wird. Ein weiterer Schritt Richtung Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit.
Die Geschichte des Kreuzes sei eine Besondere, erklärt Prof. Dr. Raphael Gross, Präsident des Deutschen Historischen Museums (DHM), in dessen Besitz sich die Säule befand:
"Hier hat man es mit einem besonderen Objekt zu tun, weil es Portugal, die portugiesische Krone, hergestellt hat und dann als ein Herrschaftssymbol - eine christliche Seefahrernation ist bis hierher gekommen – aufgestellt hat für andere Seefahrer." 1486 wurde die Säule von den Portugiesen aufgestellt und 1893 aus dem damaligen deutschen "Südwestafrika" nach Deutschland gebracht. Eine 1895 von Deutschland aufgestellte Kopie der Säule wurde 1968 von Namibia zum Nationaldenkmal erklärt.

Dokumentation der Kolonialgeschichte

Die rund 3,5 Meter hohe und über eine Tonne schwere Säule mit Steinkreuz sei eines der wenigen Objekte, das die Landnahme durch die Portugiesen und damit den Beginn der Kolonialgeschichte für die Namibier dokumentiere, erklärt Gross. Allerdings findet er die Frage, warum die Namibier gerade diese Säule zurückfordern auch seltsam: "Ich fände es merkwürdig, wenn wir vorschreiben, was für Namibia die richtigen Objekte wären, die sie zurückverlangen sollten."
Laut Auswärtigem Amt handelt es sich bei der Kreuzkapsäule um das derzeit einzige Kulturgut aus kolonialen Kontexten, für das eine offizielle Rückgabeforderung an die Bundesregierung vorliegt.

Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte

Auf den ersten Blick sehe die Säule vielleicht schlicht aus, doch da täusche sich der Betrachter, so Gross:
"Da ich mich fast zwei Jahre intensiv damit beschäftigt habe, sehe ich darin doch sehr vieles und auch in den Inschriften und finde, es ist schon ein faszinierendes Objekt. Aber tatsächlich wurde es, als die Dauerausstellung für das DHM konzipiert worden ist, in den Teil über die Entdeckung gestellt. Das ist ein sehr starker eurozentristischer Blick, heute würde man natürlich sofort sagen, es gehört eigentlich zum Kolonialismus."
Das DHM stehe erst am Anfang die deutsche Kolonialgeschichte richtig aufzuarbeiten. "Das ist natürlich ein großes Thema im Haus", sagt Gross. Langfristig wolle man die Dauerausstellung verändern und Beziehungen zu Ländern wie Namibia aufbauen. "Für uns ist vor allem wichtig, dass man diesen Bereich der deutschen Geschichte besser versteht und vermitteln kann", so Gross.

Rückgabe erfolgt im Spätsommer

Kulturstaatsministerin Grütters wird nun im Spätsommer gemeinsam mit dem DHM-Direktor Raphael Gross nach Namibia reisen, um die Säule vom Cape Cross persönlich zu übergeben. Bereits im August 2018 hatte die Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik, Michelle Müntefering (SPD), menschliche Überreste an Namibia zurückgegeben.
Während der Kolonialherrschaft im heutigen Namibia hatten deutsche Truppen ein Massaker unter den dortigen Herero und Nama angerichtet. Die Verbrechen gelten als der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts. Eine offizielle Entschuldigung Deutschlands oder eine Entschädigung dafür gibt es bisher nicht.
(nho)
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