Rosenmontag ohne Umzüge

"Es fühlt sich sehr gespenstisch an"

07:53 Minuten
Eine Clowns-Figur sitzt mit den Händen vor dem Gesicht auf einem Rosenmontagswagen, links unten ist ein Modell eines Coronavirus zu sehen, im Hintergrund Modelle von Häusern
Puppen statt Menschenmengen: Das Kölner Hänneschen-Theater inszeniert einen Umzug mit Stockpuppen. © Festkomitee Kölner Karneval / Costa Belibasakis
Christoph Kuckelkorn im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 15.02.2021
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In der Pandemie sind die traditionellen Rosenmontagsumzüge abgesagt. Doch Köln bietet einen Puppenumzug. Wie Trauer und Karneval zusammenpassen, erklärt der Präsident des Festkomitees, Christoph Kuckelkorn. Er selbst ist Bestatter.
Normalerweise wäre Christoph Kuckelkorn schon früh mitten im Trubel rund um den Rosenmontagsumzug in Köln. Diesmal fühlt es sich für den Präsidenten des Festkomitees anders an, wie eine "Geistervision".
Immerhin spazierten einige Menschen kostümiert durch die Stadt: "So ganz lässt sich das der Kölner nicht nehmen, aber es fühlt sich sehr gespenstisch an", so Kuckelkorn.
Christoph Kuckelkorn, Bestattungsunternehmer und Karnevalspräsident, steht auf einem Friedhof, links hinter ihm ein Grab mit einer Statue, die den Tod darstellt
Christoph Kuckelkorn wechselt leicht zwischen Bestattungsunternehmer und Karnevalist.© picture alliance/dpa /Oliver Berg
Als Ersatz laufe ein Umzug auf der "größten Puppenbühne der Welt": Das Hänneschen-Theater, ein mehr als 200 Jahre altes Stockpuppentheater, biete 200 Figuren im Maßstab eins zu drei auf. Ein "tolles Happening", wie Kuckelkorn findet, mit aktuellen politischen Persiflagen.

Karneval feiern mit einer Träne im Auge

Er selbst ist allerdings nicht nur Karnevalist, sondern auch Chef eines der ältesten Kölner Bestattungsunternehmen. Als solcher erlebt er die Coronapandemie als besonders fordernd, weil Trauer und Abschiednehmen so schwierig seien.
Dennoch: Karneval und Tod passen für ihn zusammen. Schließlich ziehe der traditionelle Rosenmontagsumzug auch immer am Krankenhaus vorbei, wo Menschen geboren werden und sterben. Im Rheinland feiere man eben auch "mit der Träne im Auge".

Humor ist auch angesichts Corona angemessen

Als Karnevalist findet er es wichtig, nicht auf Witze angesichts von Corona zu verzichten:
"Humor hilft uns, so eine Situation zu realisieren, damit umzugehen und auch zu verstehen, was hier passiert. Wenn wir unseren Humor auch in dieser Zeit verlieren würden, dann würden wir ganz viel verlieren. Das gehört fest dazu. Das ist eine Art der Verarbeitung der Situation und deswegen total angemessen."
(bth)
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