Roms antike Grenze

Der Donaulimes ist UNESCO-Welterbe

09:36 Minuten
Die Überreste der Gebäude und Wehranlagen des Römerkastells Abusina.
Ein aufwendiges Grenzsystem aus Truppenlagern und Überwachungsposten sicherte das Römische Reich. Überreste davon sind noch heute entlang der Donau zu sehen. © picture alliance / dpa
Sebastian Sommer im Gespräch mit Marietta Schwarz · 30.07.2021
Audio herunterladen
Die UNESCO hat den Donaulimes als Teil der Grenze des antiken Römischen Reiches zum Welterbe erklärt. Damit hat Deutschland bei der laufenden UNESCO-Sitzung seine fünfte Auszeichnung erhalten. Länder des Globalen Südens haben es schwerer.
"Der Donaulimes-Antrag, der jetzt auf dem Tisch lag, hat schlappe 2300 Seiten umfasst, und dazu waren unendlich viele Vorarbeiten notwendig", sagt Sebastian Sommer vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Er hat den Antrag an das UNESCO-Welterbekomittee mitverfasst gemeinsam mit einem halben Dutzend Mitstreitern.
Fünf Jahre lang dauerte dieser Prozess, der nun das im chinesischen Fuzhou tagende Komitee überzeugen konnte. Die UNESCO hat den aus dem zweiten und dritten Jahrhundert stammenden Donaulimes als Teil der Grenze des antiken Römischen Reiches zum Welterbe erklärt.
Seit 2005 war bereits der Obergermanisch-Raetische Limes mit etwa 550 Kilometern Länge auf der Welterbeliste. Dabei handelt es sich um eine physische Barriere, wie Sommer erklärt. "Das, was jetzt eingetragen wurde – der Donaulimes in Deutschland, Österreich und der Slowakei – ist etwas, was wir als 'nassen Limes' bezeichnen. Also hier ist die Barriere der Fluss, und dieser Fluss wird mit einer Kette von kleinen Kastellen, von Wachtürmen, von Auxiliarlagern und vor allem auch Legionslagern überwacht und kontrolliert."

Erhalt von Bodendenkmälern

Der antike Grenzwall erstreckt sich aber die ganze Donau hinunter bis ans Schwarze Meer "und eine der Hoffnungen, die wir für die Zukunft haben, ist auch, die Abschnitte in Kroatien, Serbien, Rumänien und Bulgarien, aber im Grunde auch in Ungarn, auf die Welterbeliste zu bekommen". Weil die Anragstellung aber so umfassend und arbeitsintensiv ist, ist es nicht möglich, den Grenzwall als Ganzes auf einmal zu erfassen und eintragen zu lassen, wie Sommer erklärt: "Es hat sich herausgestellt, dass verschiedene Länder nicht ganz so schnell waren mit der Vorarbeit, die notwendig ist für einen Welterbeantrag."

Die UNESCO interessiert beim Donaulimes, so Sommer, vor allem die Frage, "wie das Römische Reiche als Militärmacht auf unterschiedliche Landschaften, auf unterschiedliche Völkerschaften in den verschiedenen Regionen, die es besetzt hat, reagiert und dabei unterschiedliche Grenzanlagen eingerichtet hat".
Die Überreste der Gebäude und Wehranlagen des Römerkastells Abusina.
Die Überreste der Gebäude und Wehranlagen des Römerkastells Abusina zeigen die wechselnden Strategien, mit denen die römischen Soldaten fast 400 Jahre lang die Nordgrenze des römischen Reiches sicherten.© dpa/Armin Weigel
Neben dem Erfahrbarmachen der unterschiedlichen römischen Militäranlagen geht es auch darum, zu zeigen, wie Bodendenkmäler über die Jahrhunderte erhalten, also wie sie im Mittelalter recycelt wurden und teilweise heute noch in Form von Stadttoren oder Kirchen genutzt werden, so Sommer.

Den Verlauf der Donau in der römischen Zeit erforschen

Von der UNESCO gab es auch einen Auftrag an die Antragsteller: "nämlich die Verbindung der verschiedenen römischen Plätze mit der Donau besser herauszustellen". Das ist ein besonderes Problem, weil sich die Donau in den hunderten von Jahren seit der römischen Grenze zum Teil massiv verändert hat.
"Insofern haben wir an nicht wenigen Plätzen heute eine Entfernung zwischen dem römischen Platz, der einst an der Donau lag, und der heute fließenden Donau von fünf, sechs, sieben Kilometern. Der Begriff Donaulimes ist hier ganz besonders schwierig zu erfassen und bedarf natürlich einer besonderen Erläuterung." Man will deswegen auch den tatsächlichen Verlauf der Donau in der römischen Zeit erforschen.

Europa stark überrepräsentiert

Mit der jüngsten Aufnahme des Donaulimes und des Niedergermanischen Limes in das Welterbe hat Deutschland bei der laufenden UNESCO-Sitzung seine fünfte Auszeichnung erhalten. "Tatsächlich ist die Welterbeliste etwas von dem Ansatz unserer klassischen christlichen abendländischen Kultur geprägt", sagt Sommer kritisch. Zwar holten asiatische Länder inzwischen auf, aber ärmere Länder in Afrika beispielsweise "haben große Probleme, ihre Stätten, ihr Erbe zu präsentieren und bis zu einem Welterbeeintrag zu bringen".
Die reicheren Länder des Globalen Nordens sollten sich seiner Ansicht nach verpflichtet fühlen, die UNESCO nicht nur finanziell zu unterstützen, sondern auch direkte Partnerschaften mit einzelnen Ländern einzugehen – sei es finanziell, personell, auf jeden Fall aber ideell.
(ckr)
Mehr zum Thema