Romeo und Julia "verabreden sich zum Sex"

Lars Eidinger im Gespräch mit Vladimir Balzer · 17.04.2013
Für ihn sei "Romeo und Julia" gar keine Liebesgeschichte, sagte der Schauspieler Lars Eidinger vor der Premiere seiner Inszenierung an der Berliner Schaubühne. Wenn Leute sich auf einer Party kennenlernten und zwei Tage später miteinander ins Bett gingen, müsse man das ehrlicher bezeichnen.
"Da geht es um was anderes", sagte Lars Eidinger, der bereits zum zweiten Mal nach Schillers Räubern an der Schaubühne in Berlin einen Klassiker inszeniert. Seine Aufgabe als Regisseur sei es gewesen, den eigentlichen Kern des Shakespeare-Dramas herauszuarbeiten, so der Schauspieler.

Dass "Romeo und Julia" als das Liebesdrama schlechthin gelte, halte er für absolute Verklärung, sagte Eidinger, weil die beiden Protagonisten ganz klar benennen würden, was sie voneinander wollten: "Die verabreden sich zum Sex, das ist bei Shakespeare so."

Für Eidinger stellt die körperliche Anziehung zwischen den beiden das Eigentliche dar: "Die reden nicht davon, dass sie zusammen in den Urlaub fahren und sich kennenlernen." Es sei eine der größten menschlichen Sehnsüchte, die Trennung in zwei Geschlechter zu überwinden, fasste Eidinger seine Auffassung zusammen: "Wenn es ein Geschlecht gäbe, gäbe es die Welt so wie wir sie erleben nicht. Dann gäbe es all die Kriege und Probleme nicht."

Das vollständige Gespräch mit Lars Eidinger können Sie mindestens bis zum 17.9.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.

Service:
"Romeo und Julia" in der Regie von Lars Eidinger hat am Abend an der Schaubühne in Berlin Premiere.
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