Roman Ehrlich über "Malé"

Wie leben im Angesicht der Zerstörung?

11:19 Minuten
Ein mit Müll voll beladerner Kran.
Nord-Malé-Atoll im Indischen Ozean: Hier spielt der Zukunftsroman "Malé" - ungefähr im Jahr 2040. © imago images / imagebroker
Roman Ehrlich im Gespräch mit Joachim Scholl · 18.09.2020
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Nachdem Touristen die Schönheit der Malediven zerstört haben, steigt dort das Wasser. Ebenso wächst die Zahl der Aussteiger, die sich in verlassenen Ruinen der Hauptstadt ansiedeln. Roman Ehrlich erschafft in "Malé" einen "Anti-Ort" als Sehnsuchtsort.
Der Roman "Malé" von Roman Ehrlich spielt um 2040 und führt in die Hauptstadt der Malediven. Diese ist zu einem Dreckloch verkommen und steht halb unter Wasser. Die Luxushotels sind nur noch Ruinen.
Ehrlich nennt diese Kulisse seines Romans einen "Anti-Ort". Er siedelt dort Aussteiger aus allen möglichen Teilen der Erde an. Für diese Menschen ist die verfallene Welt ein Sehnsuchtsort.
Angezogen werden sie von der Vorstellung, dass in Malé ein anderes Leben möglich sei als in der geordneten Welt, aus der sie kommen.
"Es geht um die Frage, wie und warum man im Angesicht der Zerstörung leben möchte", sagt der Schriftsteller im Deutschlandfunk Kultur über sein Buch. Darin erzählt er von einem der am stärksten vom Klimawandel bedrohten Orte der Welt.

Vernichtung des Schönen durch Ignoranten

Die Abrechnung mit dem Massentourismus, der Malé einst beherrschte, wird einer geheimnisvollen Miliz überlassen, die von einem ehemaligen Luxus-Kreuzfahrtschiff aus agiert. Sie verachtet den Tourismus "als das schlechteste Verhältnis, das der Mensch zur Welt nur haben kann", wie es im Roman heißt.
(huc)

Roman Ehrlich: "Malé"
S.Fischer-Verlag, Frankfurt am Main 2020
288 Seiten, 22 Euro

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