Rollenklischees in Film und TV

Revision der Bilder von Love and Hate

27:11 Minuten
Aufnahme von einem Filmset.
Für mehr Vielfalt am Filmset: Die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein hat eine verpflichtende "Diversity Checklist" für Filmemacher eingeführt. © Unsplash / Steven Van
Moderation: Max Oppel · 30.06.2020
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Auch im Kulturbereich scheint vieles nicht mehr zeitgemäß: Es wird aufgeräumt mit rassistischen Stereotypen und Rollenklischees. Wie genau, das zeigt die Sonderausgabe Kompressor Deluxe.
Schwarze Menschen auf deutschen Bildschirmen - das war und ist immer noch größtenteils ein Stereotyp. Schauspieler, Entertainer, Musiker sind präsent in Klischeerollen; so persifliert dargestellt, dass sie bisweilen Witzfiguren gleichen.
Doch immer häufiger werden solche Darstellungen auch hinterfragt. Um diese "Revision der Bilder" geht es in der monothematischen Ausgabe des Kompressor Deluxe.

Ein "Museum für Schwarze Unterhaltung"

Ein Theaterprojekt in Frankfurt hat sich die afro-deutsche Popkultur vorgenommen und ein "Deutsches Museum für Schwarze Unterhaltung und Black Music" ins Leben gerufen. Um die Geschichte einer schwarzen deutschen Kultur zu schreiben. Es geht um Plattencover, Bravo-Hefte, Fitness-DVDs und Fernsehauftritte.
Ende August soll das Museum in Frankfurt am Main eröffnen. Die Tänzerin und Choreografin Joana Tischkau ist Teil des Gründerkollektivs und erzählt im Kompressorgespräch von dem Konzept, das hinter dem Theaterprojekt steht.

Neue Rollen jenseits der Klischees

Die Debatte über mehr Diversität im deutschen Film und Fernsehen hat schon etliche Jahre auf dem Buckel. Und dennoch: Ein Viertel unserer Gesellschaft kommt im deutschen Fernsehen kaum vor oder entspricht dem Vorurteil: Deutsche mit Migrationshintergrund und People of Colour. "Zu 80, 90 Prozent spiele ich den Anderen, also den Amerikaner, den Geflüchteten aus Afrika. Und das ist eine gefährliche Botschaft, weil: Für den Zuschauer bedeutet das, Menschen die so aussehen wie ich, gehören nicht zu unserer Gesellschaft", sagt der Schauspieler und Produzent Tyron Ricketts. Er will die Verhältnisse ändern und hat die erste Produktionsfirma gegründet, die sich auf Geschichten von People of colour in Deutschland fokussiert.
Einen Schritt in die gleiche Richtung hat heute die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein bekannt gegeben: Sie hat einen verpflichtenden Fragebogen rund um das Thema Diversität entwickelt, den alle Filmemacher ausfüllen müssen, wenn sie Fördermittel haben wollen. Die Checkliste soll nicht so funktionieren, dass der "linientreueste" Antrag die besten Chancen hat, sondern einen Reflexions und Bewußtseinsprozess bei den Filmschaffenden anregen, sagte Helge Albers, Geschäftsführer der Filmförderung.

Markendesigns und Logos ohne Stereotype

"Onkel Ben’s Nachfahren" haben wir unsere Sendungsrubrik "Gestalten" heute genannt. Es geht darum, wie Marken ihre Produkte so designen, dass sie keine Stereotypen und Klischees mehr bedienen. "Uncle Ben’s" ist da das Paradebeispiel: Der schwarze "Onkel" ohne Nachname, der für die Sklaverei auf den Reisfeldern der Südstaaten steht – ohne dass das den Kunden so klar ist. Die Reismarke gibt es seit 1946, nun hat der Mars-Konzern, zu dem sie gehört, gesagt, man wolle sie "weiter entwickeln" – auch wegen der erhöhten Sensibilität in Black-Lives-Matter-Zeiten.
Mahret Ifeoma Kupka ist Kuratorin am Museum für angewandte Kunst in Frankfurt. Sie zieht Analogien zu den Debatten um Straßenumbenennungen und Denkmalstürzen. Geschichte muss sichtbar bleiben, auf das Wie kommt es an.
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