Selbstfahrender Bus auf Probe

Olli aus dem 3D-Drucker

Der autonom fahrende Kleinbus "Olli" fährt bei einer Testfahrt am 05.12.2016 über das Bürogelände Euref in Berlin-Schöneberg.
Fahrerloser Kleinbus "Olli" bei einer Testfahrt in Berlin © dpa / Maurizio Gambarini
Von Thomas Weinert · 02.01.2017
Derzeit testet die Deutsche Bahn Olli, den fahrerlosen Bus aus dem 3D-Drucker. Es ist der erste autonome Kleinbus in Deutschland, der mit echten Fahrgästen unterwegs ist. Doch bevor Olli in den Straßenverkehr darf, haben die Ingenieure noch einiges zu tun.
- "Wie kriege ich die Tür zu?"
- "Jetzt bin ich mal ganz intuitiv, aber mir würde jetzt nicht einfallen, wie ich hier die Tür zu kriege."
Es ist der gleiche LED-Lichtschalter, mit dem man die Tür auch aufmacht. Darauf muss man bei Olli aber erst einmal kommen. Denn Olli ist ein Bus ohne Fahrer. Und ohne Fahrer hat man irgendwie das Gefühl, man müsse die Tür selbst zumachen. Bei einem Bus der BVG – der Berliner Verkehrsbetriebe – also mit Fahrer, geschieht das in Berlin immer noch mit höchster Präzision:
"Psst! An diesem Simulator üben unsere Busfahrer ein Gefühl für das richtige timing, um ihre Knopfdrucktechnik so zu präzisieren, dass ihre Tür direkt vor der Nase des anrennenden Fahrgastes zugeht."
Die BVG macht sich in einem Werbefilm über die sprichwörtliche Unfreundlichkeit ihrer Fahrer selbst lustig. Unansprechbar meistens. Ganz anders Olli. Er lässt selbst intime Fragen zu:
- "Wer bist du?"
- "Ich bin ein intelligenter selbstfahrender Shuttle namens Olli."
- "Shuttle?"
– "Das wurde extra für die Presse gemacht. Deswegen ist das noch nicht so ausgereift."
- "Wo ist der Fahrer?"
- "Ich bin der Fahrer. Bitte anschnallen. Nur ein kleiner Scherz! Sie sind in guten Händen!"
Damit der Fahrgast bei Olli in guten Händen ist, fragt jetzt die Presse ein weiteres Mal: Wer bist du? "Christoph Menzel, ich bin Ingenieur bei localmotors und ich habe mitgewirkt an der Entwicklung und dem Bau von dem Fahrzeug."

Schrittweise mehr Fähigkeiten für den Bus

Localmotors wiederum ist ein amerikanischer Fahrzeughersteller aus Arizona. Auf dessen Webseite finden sich Entwickler aus der ganzen Welt zusammen, um den öffentlichen Nahverkehr zu revolutionieren, eine Art Open-Source für Hardware sozusagen.
"Das Vorgehen, das wir verfolgen, dass wir die Fähigkeiten des Fahrzeugs schrittweise immer weiter erhöhen, wir bauen das Fahrzeug aus technisch, wir implementieren neue Software, kriegen neue Fähigkeiten im Fahrzeug und dadurch nimmt die Verantwortllichkeit dann auch stückweise ab."
150 Mitarbeiter, 12 davon in Berlin-Treptow. Einer von ihnen, wie eben vorgestellt, ist Christoph Menzel:
- "Bist du sicher?"
- "Meine Aluminiumstruktur macht mich stark und mächtig!"
- "Wer hat sich das denn ausgedacht?
- "Nein, wir haben tatsächlich eine Aluminiumstruktur."
Die Olli so ein bisschen aussehen lässt wie eine Brotdose auf Rädern, nur eben so groß, dass acht Fahrgäste reinpassen. Das Chassis wie gesagt aus Aluminium, der Rest aus dem 3 D Drucker, also Plastik. Nicht Alles aus dem Drucker, sagt Menzel, aber doch vieles.

"Es sind trotzdem viele Teile 3D-gedruckt, hier diese Schürzen und die Radkästen draußen, sehr rustikal direkt gedruckt."
Das erleichtert vor allem die Entwicklung vor Ort, denn wenn sich was ändert an Olli, dann kann man das neue Teil gleich ausdrucken und den Bus vor Ort gleich wieder ein bisschen besser machen.
- "Sagen Sie mal, wenn ich drin bin, wo ist dann vorne?"
- "Da!"
Wenn Olli loslegt, dann ist das Vorne und Hinten an der Fahrtrichtung zu erkennen und an den weißen und roten Lichtern. Somit ganz traditionell. Derzeit fährt der autonome Bus auf dem Euref-Gelände in Berlin Schöneberg über den ganzen Campus, von einem Bürohaus zum nächsten, die Haltestellen sind deutlich markiert. Auf diesem Areal haben sich hauptsächlich Startups aus der Mobiltäts- und Ernergiewirtschaft zusammengefunden und somit passt Olli hier ganz gut rein.

Der erste autonome Bus mit echten Fahrgästen

Allerdings verrät ein sehr bekanntes Logo bestehend aus D und B und die weiß- schwarz-rote Lackierung, wer hinter ihm steht und derzeit für den aktuellen Probebetrieb das Geld gibt. Bahnchef Rüdiger Grube:

"Ich bin stolz darauf, dass das der erste autonome Kleinbus ist in Deutschland, der mit echten Fahrgästen unterwegs ist."
Derzeit lernt Olli abzuwägen zwischen der Situation vor seiner Frontscheibe und den Fahrgästen. Das ist für Chrisoph Menzel und seine Kollegen der derzeit wichtigste Schritt, bevor Olli raus darf in den wirklich öffentlichen Straßenverkehr. 50 Stundenkilometer soll er dann schnell sein und noch ein bisschen klüger.

"Diese ganz abwägenden theoretischen Fragen – also ist es jetzt wichtiger die oma im Wagen zu retten oder das Kind außerhalb, bis man das erkennt, das wird noch eine ganze Weile dauern. Wir haben noch keine Antwort. Die Problematik gibt es, das ist ganz klar. Und früher oder später muss sich nicht ein Unternehmen, sondern die Gesellschaft muss sicher dieser Frage stellen."
Der knuffige Olli jedenfalls macht so lange erstmal dicht. Wir werden von ihm hören, wenn alle diese Fragen gelöst sind.
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