Robert Habeck als Schriftsteller

"Progressiv und kühn"

Florian Werner im Gespräch mit Andrea Gerk · 14.02.2018
Dass Politiker Bücher schreiben, ist nicht ungewöhnlich. Doch wenn sie wie Robert Habeck zunächst eine Literaten-Karriere hinlegen, macht das neugierig. Florian Werner hat im Werk Habecks nach der Grünen-Philosophie gefahndet - und ist fündig geworden.
Robert Habeck, der derzeitige Star unter den Grünen-Politikern, war in seinem ersten Leben Literaturwissenschaftler und Schriftsteller. Der Autor Florian Werner hat sich Habecks Romane, seine Lyrik und seine Dissertation "Die Natur der Literatur. Zur gattungstheoretischen Begründung literarischer Ästhetizität" angeschaut. Kann man von dem Werk auf Habecks Politik schließen? Beziehungsweise: Zeigte sich damals schon der künftige Grünen-Politiker – denn offiziell trat Habeck den Grünen erst 2002 bei?
Passenderweise lässt der Bundesvorsitzende der Grünen in seinem ersten Roman "Traumblind. Ein Gefühl wie Freiheit" (1990), den er mit Anfang Zwanzig schrieb, seinen Helden, den Abiturienten Ole, folgende Sätze sprechen: "Ich will vier Wochen lang nur grünes Licht sehen, grün gehen, grün denken." Das klingt, von heute betrachtet, geradezu programmatisch.

"Da merkt man schon den Realo Habeck"

Der Roman sei "packend geschrieben", es gehe um den Drang nach Freiheit und Entgrenzung. Zugleich sei der junge Held trotz des Freiheitsdrangs auch extrem vernünftig – "ich glaube, da merkt man schon den Realo Habeck, der dahinter steht: Er möchte die Freiheit, aber nicht um jeden Preis."
Interessant sei Habeck auch im Vergleich mit anderen Politikern, die Bücher geschrieben hätten: Im Gegensatz zu diesen, die meist ihr persönliches politisches Programm in Buchform darlegten, schreibe Habeck literarisch und habe sein Berufsleben als Schriftsteller begonnen, bevor er Politiker geworden sei.

Joschka Fischer hat die Turnschuhe, Habeck seinen Schreibstil

Sein Schreibstil sei progressiv und kühn, die Lyrik sei von Paul Celan beeinflusst. Man merke der Habeckschen Literatur schon eine Haltung an, die gut zu den Grünen passe.
"Das Bedürfnis ist, aus den Genrekonventionen auszubrechen. So wie es kurz zuvor Joschka Fischer im Parlament mit seinen Turnschuhen vorgemacht hat, so stiefelt eben Robert Habeck in die Literaturszene mit einem eher unkonventionellen Romanerstling."
Werner weiter: Habeck habe das Grünen-Prinzip von der Doppelspitze auch im Privat- und im Schriftstellerleben umgesetzt. Die meisten seiner Romane und Jugendbücher verfasste er gemeinsam mit seiner Frau, der Schriftstellerin Andrea Paluch, mit der er auch vier Söhne hat.
Seine Dissertation wiederum offenbare, dass sich Habeck gerne auf einem weiten Feld bewege – ähnlich weit wie der Zuschnitt seines Ministeriums in Kiel, wo er seit 2012 zunächst Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume war, seit 2017 dann Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, mit den erweiterten Aufgabengebieten Natur und Digitalisierung.
(mkn)
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