Richard Strauss' "Elektra" in der MET

"Musik hab ich gar keine gehört!"

Der finnische Komponist Esa-Pekka Salonen.
Der Dirigent Esa-Pekka Salonen © picture alliance / dpa / Vesa Moilanen
30.04.2016
"Elektra" von Richard Strauss war die letzte Inszenierung von Patrice Chéreau. An der MET aber hat der großartige Theatermacher sie nicht mehr erleben können. In Nina Stemme lebt seine "Elektra" fort. Die internationale Starbesetzung dirigiert Esa-Pekka Salonen.
1903 sah Richard Strauss in Max Reinhardts Deutschem Theater in Berlin die "Elektra" von Hugo von Hofmannsthal. Eigentlich war er auf der Suche nach einem Stoff für eine komische Oper. Doch dieser Abend mit der großen Tragödin Getrud Eysoldt in der Titelrolle hatte Folgen. Das Antikendrama faszinierte Strauss so sehr, dass er eine Anfrage an Hofmannsthal schickte. Sehr bald wurde dieser sein genialer Librettist. 1906 beginnt die Zusammenarbeit der beiden. Schon bald danach widmet sich der Komponist in seiner neuen Villa in Garmisch ganz und gar seiner vierten Oper (nach Guntram, Feuersnot und Salomé).
Hugo von Hofmannsthal stützt sich in dieser Tragödie nicht nur auf Sophokles, sondern auch auf die "Studien über Hysterie" von Freud und Breuer. Der Komponist wollte "dieses dämonische, ekstatische Griechentum des 6. Jahrhunderts Winkelmannschen Römerkopien und Goethescher Humanität entgegenstellen".
"Elektra" ist ein Gemenge aus Nacht und Licht. Ein packendes Musikdrama über menschliche Abgründe. Die Geschichte einer blutrünstigen, neurotischen Familie.
Die stolze Tochter von Agamemnon und Klytämnestra führt ein trostloses Leben im Palast, nachdem ihr Vater von Ägisth, dem Liebhaber der Mutter, ermordet wurde. Nur der berauschende Gedanke der Rache hält sie aufrecht. Wieder und wieder beschwört sie das Bild ihres Vaters und sehnt ihren totgeglaubten Bruder herbei. Dieser erscheint bald wirklich und nimmt Rache an den Mördern Agamemnons. Elektra tanzt im wilden Jubel einen Rachetanz, bis sie in Ekstase tot niedersinkt.
Am 25. Januar 1909 fand die Uraufführung der "Elektra" unter der Leitung von Ernst von Schuch in Dresden statt. Die Oper war ein klarer Erfolg, doch die Aufführungszahlen entsprachen nicht denen der "Salome". Die Öffentlichkeit ging wenig später viel lieber in den "Rosenkavalier". Als ein Premierenbesucher danach gefragt wurde, wie ihm der Abend gefallen habe, antwortete dieser: "Oh, ganz großartig!" – "Und die Musik?" – "Musik hab ich gar keine gehört!"
Live aus der Metropolitan Opera New York
Richard Strauss
"Elektra", Oper in einem Akt op. 58
Libretto: Hugo von Hofmannsthal
Elektra - Nina Stemme, Sopran
Chrysothemis - Adrianne Pieczonka, Sopran
Klytämnestra - Waltraud Meier, Mezzosopran
Orest - Eric Owens, Bariton
Ägisth - Burkhard Ulrich, Tenor
Chor und Orchester der Metropolitan Opera New York
Leitung: Esa-Pekka Salonen