Richard David Precht: "Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens"

Warnung vor dem transhumanistischen Zeitalter

14:09 Minuten
Richard David Precht schaut freundlich in die Kamera
Richard David Precht, geboren 1964, ist Philosoph, Publizist und einer der profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum. Er ist Honorarprofessor für Philosophie an der Leuphana Universität Lüneburg. © laif / Thomas Kost
Moderation: Simone Miller · 14.10.2020
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Manche Technikgläubige schwärmen vom Eintritt in eine Epoche, in der Menschen mit Maschinen verschmelzen. Der Philosoph Richard David Precht ist nicht gegen künstliche Intelligenz, hält aber diese Vision für "eine Richtung, die niemand unterschreibt".
Wozu brauchen wir künstliche Intelligenz, warum entwickeln wir sie überhaupt? Der Philosoph Richard David Precht sieht bei der KI den Kapitalismus am Werk, der derzeit ins zweite Maschinenzeitalter eintrete und nach der menschlichen Hand in einigen Bereichen auch das menschliche Gehirn ersetze:
"Die Hauptarbeitsfelder bestehen darin, in der Arbeitswelt der Zukunft Menschen einzusparen und stattdessen Maschinen einzusetzen, weil das effizienter ist. Es gibt bestimmte Dinge, die diese Maschinen besser können als Menschen – und vor allem sehr viel günstiger."
Precht sieht aber nicht nur negative Entwicklungen: "Ich glaube, dass künstliche Intelligenz den Menschen von viel langweiliger Arbeit befreien kann." Er sieht sehr sinnvolle Einsatzmöglichkeiten für KI in der Wissenschaft, insbesondere in der Medizin könne sie uns große Hilfe leisten: "Interessant ist aber immer, wenn man fragt, wohin soll das Ganze denn langfristig mal führen?"
Wenn man dann konfrontiert sei mit den positiven Visionen, die vor allem im Silicon Valley lautstark propagiert werden – ein "transhumanistisches Zeitalter" oder gar ein "posthumanistisches Zeitalter" –, werde ihm ein bisschen flau. "Das Ganze soll in eine Richtung führen, die eigentlich keiner unterschreibt."
(cre)

Richard David Precht: "Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens. Ein Essay"
Goldmann Verlag, München 2020
256 Seiten, 20 Euro

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