Richard David Precht fordert mehr Macht für die Schulen

23.04.2013
Richard David Precht, Autor eines kontrovers diskutierten schulkritischen Buches, will die Macht der Ressortminister in der Schulpolitik der Länder deutlich einschränken. Die Entscheidungsgewalt müsse bei den Schulen selbst liegen, erklärte der Philosoph und Bestsellerautor im Interview.
Precht reagierte damit auf die Kritik von Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD), der seine Reformvorschläge als unrealistisch kritisiert hatte. Der Autor hielt dagegen:

"Das ist völlig realistisch, wenn es solche Leute wie Herrn Rabe nicht mehr gäbe. […] Er ist das Problem für dessen Lösung er sich hält."

Statt der Kultusminister der Länder sollten die Schulen die Macht haben, um über ihr Programm zu entscheiden, fordert Precht. Die zentralen Rahmenbedingungen wie Schulformen und Bildungsminima sollte dabei der Bund formulieren können.

Precht erklärte, er gehe zudem davon aus, dass eine Reform der Schule nicht aufzuhalten ist:

"Alles was dagegen gesagt wird, sind Versuche, mit der Luftpumpe die Windrichtung zu ändern."

Er fordert eine flächendeckende Schulreform, die Versuche der vergangenen Jahre seien "Flickwerk". So plädiert er für die Abschaffung der 45-Taktung, der Ziffern-Zensuren und der Jahrgangsklassen.

"Wir brauchen gar keine Fächer in der Schule, wir können alles durch individuelles Lernen auf der einen Seite und Projekte auf der anderen Seite machen", so der Schulkritiker.

Das Grundmodell, nach dem die Schulen funktionieren sei mehr als 100 Jahre alt, ursprünglich darauf ausgerichtet, "staatstragende Untertanen" hervorzubringen, und damit überholt.

Sie können die schriftliche Fassung des ausführlichen Interviewsvom Vormittag im Radiofeuilleton nachlesen.

Links zum Thema:
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