RIAS Kammerchor modern

Ohrenöffner

Der Schweizer Jazzmusiker Nik Bärtsch.
Nik Bärtsch hat für den RIAS Kammerchor ein neues Werk geschrieben © Deutschlandradio - Andreas Buron
10.11.2015
Stilvielfalt zeigt der RIAS Kammerchor in seinem Konzert mit Klassikern der US-amerikanischen Avantgarde und einem neuen Werk des Schweizer Jazzers Nik Bärtsch. Florian Helgath leitet diesen Abend. Mit dabei das Klavierduo Ufuk und Bahar Dördüncü.
Allesamt "Ohrenöffner" sind diese Werke für den RIAS Kammerchor. Gipfel- und Schlusspunkt des Konzerts ist die Uraufführung eines Werks, das der RIAS Kammerchor bei dem Schweizer Komponisten und Jazzmusiker Nik Bärtsch in Auftrag gegeben hat. "AIM – Ich gehe" für gemischten Chor und zwei Klaviere ist – laut Untertitel – "Musik zu drei Texten über den Aufbruch in den Tod und ins Leben." Texte und Themen, die für Nik Bärtsch eine wichtige Rolle spielen: "Mich hat als Vater von drei Töchtern in letzter Zeit das Thema Leben und Tod in Zusammenhang mit den Generationen beschäftigt".
Bärtsch vertont Auszüge aus Heiner Müllers "Traumtexten", Prosabruchstücke, veröffentlicht 1995, ein Märchen von Aina Bärtsch, der ältesten Tochter der Komponisten, das diese mit knapp acht Jahren für eine Freundin schrieb, und eine freie Adaption der "King Fool Episode" aus Shakespeares King Lear, verwoben mit einem Zitat aus Edward Lears The Owl and the Pussycat - allesamt Texte, die ein Art von Übergang beschreiben.
Das rhythmische Element spielte schon bei der Textauswahl eine große Rolle – nicht zuletzt auch in der Komposition selbst, die – ganz ohne vordergründiges Schauspiel – doch eine musiktheatralische Idee entwickelt. Auch im Zusammenklang mit den beiden Klavieren, gespielt vom Klavierduo Ufuk & Bahar Dördüncü, von denen das eine moderat präpariert ist und so eher perkussive Klänge entfaltet.
Komponist und Chor verwirklichen hier ein erstes gemeinsames Projekt, durchaus ein Wagnis, denn Nik Bärtsch kommt aus der freien Szene, vor allem aus dem Jazz, arbeitet seit Jahren mit seiner Band Ronin, die "Zen-Funk" (eine Wortschöpfung Bärtschs) macht – und kennt keine künstlich aufgebauten Grenzen. Das verbindet ihm mit der Ästhetik von John Cage, der wiederum für die amerikanische (ebenso wie die europäische) Avantgarde ein großes Vorbild war.
Live aus dem Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin
John Cage
"Four2" für vierstimmigen Chor a cappella
Morton Feldman
"Christian Wolff in Cambridge" für Chor a cappella
Christian Wolff
Duo for Pianists II
"Evening Shade, wake up" für gemischten Chor a cappella
Duo for Pianists I
ca. 20.30 Uhr Konzertpause, darin: "Aufbruch ins Leben und in den Tod" - Nik Bärtsch im Gespräch mit Ruth Jarre, "Präzision und Freiheit" - Florian Helgath im Gespräch mit Ruth Jarre
Elliott Carter
"The defense of Corinth" für Erzähler, Männerchor und Klavier vierhändig
Nik Bärtsch
"AIM - Ich gehe" für gemischten Chor und zwei Klaviere
(Deutsche Erstaufführung, Auftragswerk des RIAS Kammerchores)
Andrew Redmond, Sprecher
Klavierduo Ufuk und Bahar Dördüncü
RIAS Kammerchor
Leitung: Florian Helgath
Übertragung in digitalem Surround Sound