RIAS Kammerchor mit Johannes-Passion

Bachs Passionsfest zu Leipzig

Eine Skulptur von Johan Sebastian Bach steht in der Leipziger Nikolaikirche.
Hier, in der Nikolaikirche von Leipzig, kam die Johannes-Passion von Bach zur Uraufführung © imago images / Stefan Noebel-Heise
Moderation: Ruth Jarre · 19.04.2019
Als Bachs Johannes-Passion in Leipzig zur ersten Aufführung kam, wurde das Publikum in der Leipziger Nikolaikirche überrascht. Ein so opulentes Oratorium mit Hang zum Opernhaften war ein Novum. Das Werk war sofort beliebt und ist es bis heute geblieben.
April 1724. Johann Sebastian Bach ist seit zehn Monaten neuer Thomaskantor in Leipzig. Er hatte sich bereits mit 30 neuen Kantaten dem Publikum vorgestellt, das nun gespannt in der Nikolaikirche saß und die erste Passionsmusik des Neuen erwartete. 2000 Menschen waren bei der ersten Aufführung vor Ort. Bisher waren die Karwochen-Gottesdienste mit bescheidener musikalischer Gestaltung ausgekommen.
Blick auf die Nikolaikirche im Zentrum von Leipzig im Gegenlicht der gleißenden Sonne
Die Nikolaikirche in Leipzig - neben der Thomaskirche musste aus diese von Bach bespielt werden.© picture alliance/dpa(Hendrik Schmidt
Mit dieser Passion machte Bach großen Eindruck, denn noch nie war die Kreuzigungsgeschichte in dieser dramatisch zugespitzten Version erzählt worden, begleitet von einer opulenten Musikgestaltung. Und so wurde sie, entgegen der Tradition zu jedem Karfreitag eine Neukomposition hören zu lassen, in vier Jahren von Bach wiederholt in Leipzig aufgeführt worden. Bis heute gilt die Aufführung der Johannes-Passion als Ereignis. Gilt sie doch als dramatisch zugespitzte Version der Kreuzigungsgeschichte.
Der Rias-Kammerchor ist mit der Johannes-Passion auf einer kleinen Tournee gewesen, die im Konzerthaus ihren Abschluss fand. Geleitet wurde das Konzert vom Chefdirigenten Justin Doyle.
RIAS Kammerchor-Chefdirigent Justin Doyle
RIAS Kammerchor-Chefdirigent Justin Doyle kennt die Johannes-Passion aus vielen Perspektiven.© Matthias Heyde
Der Dirigent Justin Doyle kennt das Werk sehr gut. Schon als Kind hat er es in Chören mehrfach mitgesungen, mal in den Sopran-Reihen, mal hat er den Alt mitgesungen, später auch die Bass- und Bariton-Solopartien. Und auch als Instrumentalist hat er an Aufführungen mitgewirkt, mal am Cellopult und auch an der Orgel. Ein Werk aus den unterschiedlichen "Perspektiven" zu kennen, sei nicht nur hilfreich, sondern auch unglaublich spannend.

Stimmentausch macht sensibel

Mit dieser Erfahrung hat er seine Chor-Stimmgruppen in den Proben die Partien untereinander tauschen lassen. Der Sopran musste die Bass-Passagen etwas höher gesungen übernehmen und umgedreht. Damit wollte er das Geben und Nehmen innerhalb der Stimmen aufzeigen, um das Werkes besser verstehen und aktiv mitzuerleben zu können.
Dass er sich auch theologisch mit dem Werk intensiv beschäftigt hat, berichtet er im Gespräch mit Ruth Jarre:
Aufzeichnung des Konzertes vom 25. März 2019 im Konzerthaus Berlin
Johann Sebastian Bach
"Johannes-Passion" für Soli, gemischten Chor und Orchester BWV 245

Marie-Sophie Pollack, Sopran (1. Teil)
Anja Petersen, Sopran (Arie "Zerfließe, mein Herze")
Benno Schachtner, Altus
Werner Güra, Tenor (Evangelist)
Raphael Höhn, Tenor (Arien)
Stefan Drexlmeier, Bass (Petrus)
Jonathan de la Paz Zaens, Bass (Christus)
Johannes Schendel, Bass (Pilatus und Arioso "Betrachte, meine Seel")
Matthias Lutze, Bass (Arie "Eilt, ihr angefochtnen Seelen")
Andrew Redmond, Bass (Arie "Mein teurer Heiland")

Akademie für Alte Musik Berlin
RIAS Kammerchor
Leitung: Justin Doyle

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