Religiöse Diskriminierung

Nicht nur in islamischen Ländern werden Christen verfolgt

Eine Kirche im Koptenviertel von Kairo
Eine Kirche im Koptenviertel von Kairo © dpa / pa / Gintenreiter
Markus Rode im Gespräch mit Anke Schäfer und Christopher Ricke · 16.02.2015
Moslems betonen immer wieder, dass man im Namen Gottes nicht tötet. Dennoch werden viele Christen ermordet - aber nicht nur in islamischen Ländern. Für die Diskriminierung gebe es ganz unterschiedliche Gründe, sagt Markus Rode von der Hilfsorganisation "Open Doors".
In den Staaten des Nahen Ostens, aber auch in der arabischen Welt, findet eine massive religiöse Verfolgung statt. Unter den Opfern sind immer wieder auch Christen, so wie am vergangenen Wochenende, als sich die Terror-Organisation "Islamischer Staat" (IS) zur Ermordnung von 21 koptischen Christen bekannte. Das dazu veröffentlichte Video trägt den Titel "Eine in Blut geschriebene Nachricht an die Nation des Kreuzes".

Für Markus Rode von der Hilfsorganisation "Open Doors", die sich für verfolgte Christen einsetzt, hat diese jüngste Tat zwei Aspekte. Wie Rode im Deutschlandradio Kultur sagte, sei sie nicht nur als Drohung an die mehrheitlich christlichen Staaten des Westens, wie die USA oder die EU, zu verstehen, sondern auch als Hinweis darauf, dass sich radikale Moslems in ihrer Ideologie bedroht sehen: Christen, so Rode, "die ja auch unterwegs sind, um für ihren Glauben zu werben, die letztendlich ihren Glauben bekennen", würden als unmittelbare Bedrohung eines radikalen Islams gesehen, "weil immer mehr Muslime zum christlichen Glauben konvertieren", sagte Rode.
In Ägypten beginnt die Diskriminierung mit einem Stempel im Pass
Ägypten steht auf der Liste der Länder, in denen Christen verfolgt werden, auf Platz 23, führte Rode weiter aus. Durch einen Eintrag im Pass seien sie für radikale Moslems leicht zu identifizieren:
"Allein schon durch den Eintrag 'Christ' in einem Pass in Ägypten beginnt die Diskriminierung, sind die Christen bei den Ämtern bekannt."
Wenn sich Christen um leitende Funktionen bewerben, hätten sie keine Chance. Auch in der Schule, an Universitäten und im öffentlichen Verkehr sei Diskriminierung an der Tagesordnung, sagte Rode. So würden auch junge christliche Frauen in Bussen angesprochen, weil sie sich nicht verschleierten. "Damit wird enormer Druck auf die christliche Gemeinschaft in Ägypten ausgeübt."
Doch nicht nur in islamischen Ländern würden Christen unterdrückt, sagt Rode. Dafür könne es ganz unterschiedliche Gründe geben. In Nordkorea, wo Christen weltweit am schärfsten verfolgt werden, habe man es mit einem Diktator zu tun, der sich selbst eine "gottgleiche Stellung" gebe und schon deswegen keine anderen Götter und Religionen neben sich dulde. In Indien dagegen sei die Situation eine andere. Dort seien es hinduistische Nationalisten, die Druck auf Christen ausübten und Kirchen anzündeten.
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