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Griechenlands Verteidigungsminister
Populistisch, impulsiv, provokant

"Wenn sie Griechenland einen Schlag versetzen, dann sollen sie wissen, dass die Migranten Papiere bekommen und nach Berlin gehen." Mit diesen Worten sorgte der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos in Europa für Empörung. Doch nicht nur gegenüber der EU ist Kammenos für Provokationen bekannt.

Von Rodothea Seralidou | 10.03.2015
    Seitliche Aufnahme von Panos Kammenos' Gesicht, sprechend, kräftiger Mann im Anzug.
    Der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos ist für seine Provokationen bekannt. (JOHN THYS / AFP)
    Verteidigungsminister Panos Kammenos wirft von einem Militärhubschrauber einen Kranz in die Ägäis ab - genau über der Felsengruppe Imia nahe der türkischen Küste. Damit will der 49-Jährige - nur wenige Tage nach seiner Amtsübernahme Ende Januar - an drei griechische Offiziere erinnern, die vor 19 Jahren genau an dieser Stelle ums Leben kamen. In seiner Rede vor dem Denkmal der drei gefallenen Offiziere rühmt Kammenos ihre Tapferkeit:
    "Die drei Helden werden glorreich in die Geschichte eingehen, denn sie sind fürs Vaterland gefallen."
    Die Felsengruppe Imia wäre damals, 1996, fast zum Anlass für einen Krieg zwischen Griechenland und der Türkei geworden - denn beide Seiten reklamieren die Inseln für sich. Die Initiative von Panos Kammenos, den Kranz über Imia abzuwerfen, stößt in der Türkei auf scharfe Kritik. Derartige Provokationen seien dazu angetan, die Spannungen zwischen beiden Ländern zu erhöhen.
    Doch nicht nur gegenüber der Türkei verhält sich der Minister ausgesprochen streitlustig und provokant. Er legt sich auch gerne mit seinen Gegnern zuhause an. So kam es unlängst vor laufender Kamera zum Streit zwischen dem Verteidigungsminister und einer Moderatorin. Kammenos beschimpfte sie als Witzfigur und Lügnerin, stand dann auf und verließ aufgebracht das Studio.
    Die Zuschauer wundert das wenig. Ist doch der Wirtschaftswissenschaftler seit Jahren für seinen impulsiven Charakter und seine unbedachte Wortwahl bekannt.
    Gute Beziehungen zu Russland
    Immer wieder wurde er deshalb von der rechtskonservativen Partei Nea Dimokratia zurechtgewiesen, als er noch deren Mitglied war. Als er sich im Januar 2012 gegen die Sparmaßnahmen der EU sperrte, wurde Kammenos aus der Partei geworfen. Der fünffache Familienvater gründete daraufhin eine eigene Partei, die rechtspopulistischen "Unabhängigen Griechen". Mit der linken Syriza hat diese vor allem eins gemeinsam: Sie ist gegen die harte Sparpolitik, die die Troika Griechenland als Gegenleistung für die milliardenschweren Kredite auferlegte. Die Kontrolleure der Troika nennt er seither "Besatzer", von denen Griechenland befreit werden müsse. Und er wettert immer wieder gegen die deutsche Bundesregierung, so wie in diesem Interview im griechischen Privatfernsehen:
    "Ich glaube an ein Europa der Völker, nicht an ein Europa der deutschen Vorherrschaft. Nicht wir haben uns verändert. Europa verändert sich, weil Frau Merkel es so will."
    In demselben Interview kam Kammenos auch auf seine guten Beziehungen zu Russland zu sprechen. Sollte von der EU kein Geld mehr kommen, sei Putin bereit, Griechenland zu helfen.
    Empörung über Einwanderer-Drohung
    Im Oktober letzten Jahres flog er zur Hochzeit eines griechischen Reeder-Erbenpaares nach Moskau. Trauzeuge war der russische Multimillionär Konstantin Malofejev, von dem die EU überzeugt ist, dass er prorussische Milizen in der Ukraine finanziell unterstützt. Kammenos sieht es anders:
    "Dieser Mensch steht doch nur auf der schwarzen Liste der EU, weil er mit Putin befreundet ist und weil einer seiner Mitarbeiter in der Regierung der Krim sitzt. Er ist kein Verbrecher! Er ist ein völlig normaler Mensch, ein Unternehmer, ein Griechenland-Liebhaber!"
    Zuletzt hatte Kammenos am Sonntag für Empörung gesorgt, als er auf einem Parteitreffen damit drohte, dass Griechenland illegalen Einwanderern, darunter auch Islamisten, Papiere ausstellen werde. Falls die Euro-Partner Athen im Schuldenstreit nicht unter die Arme griffen, sollten diese sich auf den Weg nach Berlin machen. Schließlich sei Europa selbst schuld, wenn es Griechenland im Stich lasse.