Medien und Meinungen

Besser aufgepasst!

04:59 Minuten
27.09.2014
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Der Alternative Nobelpreis geht an Edward Snowden, die Bundesregierung hat einen Bericht über den Erfolg der Bekämpfung von Kinderpornografie veröffentlicht und es gibt einen schlimmen Bruder von "Heartbleed": Die Sicherheitslücke "Shellshock".
Der Alternative Nobelpreis geht an Edward Snowden, die Bundesregierung hat einen Bericht über den Erfolg der Bekämpfung von Kinderpornografie veröffentlicht und es gibt einen schlimmen Bruder von "Heartbleed": Die Sicherheitslücke "Shellshock". Die Meldungen der Woche von Jochen Dreier.
Snowden erhält Alternativen Nobelpreis
«Weil er mit Mut und Kompetenz das beispiellose Ausmaß staatlicher Überwachung enthüllt hat, die grundlegende demokratische Prozesse und verfassungsmäßige Rechte verletzt", erhält der Whistleblower Edward Snowden den Alternativen Nobelpreis.
Außerdem überzeugte der Mut des "Guardians" die Jury in Stockholm. Die britische Tageszeitung hatte unerschrocken über die von Snowden aufgedeckten Missstände berichtet, weshalb deren Chefredakteur und Herausgeber, Alan Rusbridger, mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet wird.

Löschen statt sperren funktioniert
Die Bundesregierung hat diese Woche zusammen mit dem BKA einen Bericht über den Erfolg der Bekämpfung von Kinderpornografie im Netz im Jahr 2013 veröffentlicht. Das Ergebnis: Nach durchschnittlich einer Woche sind in Deutschland gehostete Inhalte zu 99 Prozent aus dem Netz verschwunden. Bei ausländischen Anbietern dauert es durchschnittlich zwei bis vier Wochen.
Spannend an dieser Meldung ist vor allem, dass sie eine späte Genugtuung für die Aktivisten sein dürfte, die sich im Jahr 2009 gegen das «Zugangserschwerungsgesetz» gewehrt hatten. Die damalige Familienministerin von der Leyen hatte vorgeschlagen, Seiten mit Kinderpornografie zu sperren. Die Aktivisten waren allerdings der Meinung, dass «Löschen statt sperren» effektiver und auch einfacher durchzusetzen sei.
In dieser Woche wurde nun ein neuer Gesetzentwurf im Bundestag debattiert, der auf einigen Widerstand stößt. Demnach könnten bald auch Fotos von Kindern unter Strafe gestellt werden, die gar nicht vor dem Hintergrund der Kinderpornografie entstanden sind, sondern eine ganz normale Alltagssituation zeigen und ins Netz gestellt wurden.
Neue Sicherheitslücke "Shellshock"
Diese Woche hat außerdem die Sicherheitslücke "Shellshock" für Aufregung gesorgt. Das Problem betrifft das Kommandozeilenprogramm Bash und ist für alle Nutzer des Internets und daran angeschlossene Endgeräte gefährlich. Das Ausmaß des Problems sei noch nicht überschaubar. Doch wird die Sicherheitslücke mit dem vor einigen Monaten bekannt gewordenen "Heartbleed"-Bug verglichen, der scheinbar sichere Internetverbindungen anfällig für Angriffe macht. Die betroffene Bash-Shell steuert vor allem Betriebsysteme, die unter Linux laufen. Seit 2005 ist sie aber auch die Standard-Kommandozeile für das Apple Betriebssystem MAC OS. Die meisten Webserver auf der Welt laufen unter Linux und werden genau mit diesem Programm gesteuert. Damit könnte fast jede Webseite dazu gebracht werden, schadhafte Codes oder Viren auszuspielen.
Blogger Pschera schreibt über "Dogma der Netz-Konservativen"
Zum Abschluss eine starke Meinung: Der Autor und Blogger Alexander Pschera hat im Magazin Cicero einen vielbeachteten Artikel unter dem Titel «Ideologisch, Ängstlich, Antimodern - Das Dogma der neuen Netz-Konservativen» veröffentlicht. Das Dogma dieser Netz-Konservativen sei, dass der moderne Mensch in einer erschöpfenden, auslaugenden Transparenzfalle festsitze, das eigentliche Leben sich aber woanders abspiele. Alexander Pschera unterstellt den sogenannten Netz-Konservatisten einen Mangel an Neugierde für neue Entwicklungen. Die Reaktionen im Netz auf den Text gehen meist in eine zustimmende Richtung. Aber auch vom Lob der «schönen neuen Welt» im Sinne Huxleys und von unangebrachter Kritik an den Mahnenden wird in den sozialen Netzwerken gesprochen.
Bild: Private Eyes von Mo Riza, CC BY auf Flickr