Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Ölunfall im Golf von Mexiko
Die vergessene Katastrophe

Am 20. April 2010 explodierte im Golf von Mexiko die Bohrinsel Deepwater Horizon und löste die bislang schwerste Umweltkatastrophe in den USA aus. Fünf Jahre später liegen immer noch Teer-Klumpen an der Küste - und das Ausmaß der Katastrophe bleibt unklar.

Von Monika Seynsche | 18.04.2015
    Die brennende Ölplattform Deepwater Horizon im April 2010.
    Die brennende Ölplattform Deepwater Horizon im April 2010. (picture alliance / dpa / US Coast Guard)
    John Lopez steuert sein Boot aus dem kleinen Hafen von Pointe à la Hache hinaus in einen schmalen Kanal. An den Ufern wiegt sich grünes Schlickgras im Wind, Krabben buddeln in den schlammigen Böden und Vögel tauchen ins Wasser, auf der Suche nach Fischen.
    Nach etwa einem Kilometer stoppt der stämmige Mann mit schwarz-grauem Bart das Boot und klettert ans Ufer. Der Küstenforscher John Lopez arbeitet für die Umweltorganisation Lake Pontchatrain Basin Foundation, und fährt oft hinaus in die Küstenmarschen südlich von New Orleans.
    Lopez breitet eine Karte aus, auf der ein Netz kleiner und kleinster Wasserwege ein Geflecht von Inselchen durchzieht: das Delta des Mississippi, an der Küste von Louisiana.
    "Wir sind jetzt ungefähr hier. Dieses Marschland war damals verölt, wenn auch nicht so heftig wie andere Bereiche."
    Etwa 800 Millionen Liter Öl ergossen sich im Frühjahr und Sommer 2010 in den Golf von Mexiko, nach der Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon. Es war der größte Ölunfall der Geschichte.
    "Das Öl hat viele Pflanzen direkt getötet und den Feuchtgebieten langfristig geschadet. Genauso wie den Austern, Krabben, Fischen, Krebsen, Garnelen und anderen Tieren."
    Die kleine Insel, auf der John Lopez heute nach Spuren des Öls sucht, liegt im Plaquemines Parish. Diese Gemeinde hat stärker als jede andere unter den Folgen des Ölunfalls gelitten, berichtet Billy Nungesser. Der Republikaner war lange Jahre Bürgermeister von Plaquemines Parish.
    "Den Zahlen von BP und der Küstenwache zufolge hat unsere Gemeinde allein 33 Prozent der Ölmenge abbekommen, die an der gesamten Golfküste angeschwemmt wurde."
    Die Ölkatastrophe die Menschen an der Küste doppelt hart
    Das Öl tötete hunderttausende von Vögeln und Fischen, hunderte von Meeressäugern, unzählige Krabben, Garnelen, Insekten und Kleinstlebewesen. Die Fischerei musste im Sommer 2010 in weiten Teilen des Golfs von Mexiko eingestellt werden. So traf die Ölkatastrophe die Menschen an der Küste doppelt hart.
    Ein ölverschmierter toter Vogel liegt am Strand.
    Viele Tiere sterben durch die Ölpest durch Deepwater Horizon (BP) 2010. (imago/UPI Photo)
    "In vielen Familien hier in Plaquemines Parish arbeiten einige Familienmitglieder in der Fischerei und andere in der Ölindustrie. Als nach der Ölkatastrophe noch das Moratorium eingeführt wurde und niemand mehr auf den Ölplattformen arbeiten durfte, aber gleichzeitig auch keiner mehr fischen konnte, war das sehr hart für die Gemeinde. Die Leute wussten einfach nicht, wie sie ihren Lebensunterhalt noch bestreiten sollten, und wie es auf lange Sicht weitergehen würde."
    Und dann habe sich auch noch BP eingeschaltet und noch mehr Angst und Unsicherheit verbreitet.
    "Ich habe mich damals sehr aufgeregt. Das konnten Sie ja jeden Abend im Fernsehen sehen. BP hat uns immer neue Steine in den Weg gelegt. Als die ersten Bilder von verölten Vögeln im Fernsehen gezeigt wurden, dachten wir, jetzt bekommen wir Hilfe, um diese Vögel zu retten. Und es kamen auch Menschen aus allen Teilen der Welt, um zu helfen. Aber BP und die Küstenwache erklärten, jeder der sich den Absperrungen auch nur nähere, lande im Gefängnis. Angeblich haben wir die Aufräumarbeiten gestört. Wir alle wissen, dass das eine absolute Lüge war. Sie wollten die Helfer einfach nur einschüchtern, um weitere Bilder von verölten Vögeln im Fernsehen zu verhindern."
    Das alles habe die Menschen sehr stark belastet, sagt Billy Nungesser. Diesen Eindruck hat auch Dale Sandler. Die Medizinerin des Nationalen Instituts für Umweltmedizin der USA untersucht zurzeit in einer groß angelegten Studie, welche Folgen der Ölunfall für die Gesundheit der Menschen an der Küste hatte. Dabei interessiert sie sich besonders für die Arbeiter, die geholfen haben, Strände und Küsten vom Öl zu reinigen. 32.000 Menschen haben Dale Sandler und ihr Team nach ihren Aufgaben während der Ölpest, nach ihrer Beschäftigungssituation und ihrem Gesundheitszustand befragt. Direkt nach dem Ölunfall und dann wiederholt in den Jahren danach.
    "Unsere Daten deuten darauf hin, dass diejenigen, die an den Aufräumarbeiten beteiligt waren und auch jene, die an den betroffenen Küsten wohnten, öfter über eine ganze Reihe von Symptomen klagten, etwa über Husten, pfeifende Atemgeräusche, Schwindel und Übelkeit. Und das über Jahre hinweg. Aber wir wissen noch nicht, ob diese Symptome durch das Öl selbst ausgelöst wurden, durch die Lebensbedingungen in den Gemeinden oder durch die traumatische Erfahrung des Ölunfalls."
    Die meisten Arbeiter stammten aus den unter hoher Arbeitslosigkeit und schlechter Gesundheitsversorgung leidenden Gemeinden an der Nordküste des Golfs von Mexiko. Hier grenzen drei der ärmsten Bundesstaaten der USA an den Ozean.
    "Von früheren Ölunfällen und auch von laufenden Studien in den betroffenen Gemeinden wissen wir, dass Angst und Depressionen nach Ölunfällen oft zunehmen und es Anzeichen von posttraumatischen Belastungsstörungen gibt. Die Ölpest hautnah mitzuerleben, und gegen das Öl an den Stränden anzukämpfen - das alles ist sehr aufreibend. Genauso wie seine Arbeit zu verlieren und nicht zu wissen, wie es weitergeht, ob und wann man wieder fischen kann und wie man sein Leben finanzieren soll. All diese Aspekte könnten die Depressionen erklären, die wir diagnostizieren."
    Noch sind Dale Sandlers Ergebnisse bruchstückhaft. Einige der Reinigungsarbeiter weigern sich, mit ihr zusammen zu arbeiten. Sie verklagen BP zurzeit auf Schadenersatz und ihre Anwälte fürchten, dass die Ärzte chronische Krankheiten bei ihnen feststellen könnten, die nichts mit dem Öl zu tun haben. Das würde ihre Gewinnaussichten in den Verfahren empfindlich schwächen.
    Als hätte es die Ölkatastrophe nie gegeben
    "Ich war zuhause und habe die Nachrichten über das Feuer im Fernsehen verfolgt. Anfangs war ich lediglich interessiert und habe nicht gedacht, dass das außer Kontrolle geraten könnte, dass wir diese katastrophale Ölpest bekommen würden. Wir haben immer weiter Fernsehen geschaut in den nächsten Tagen und langsam ist der Horror in uns aufgestiegen, als wir gemerkt haben, was dort in der Tiefsee vor sich ging, und dass man das Problem vielleicht nicht in den Griff bekommen würde."
    Etwa 200 Kilometer östlich des Mississippi-Deltas spiegelt sich die Sonne auf dem Wasser, das in sanften Wellen an den Strand von Pascagoula schwappt. Vögel stieben auf und verfolgen einen vorbeiziehenden Fischkutter. Einige Meter weiter haben Angler ihre Klappstühle aufgebaut und Ruten ausgeworfen. Alles hier wirkt, als hätte es die Ölkatastrophe nie gegeben. Auf einem Steg etwas abseits steht John Marquez und beobachtet das Treiben. Der hochgewachsene Mann im weißen Hemd ist Vorsitzender der Coastal Conservation Association in Mississippi, einer Vereinigung von Sportfischern.
    "Direkt nach dem Ölunfall hatten wir einige sehr gute Fangjahre. Es ist schwer zu sagen, wie das kam. Die Fischerei war 2010 ja komplett eingestellt worden. Es gab also keinen Jagddruck auf die Populationen. Wir dachten, vielleicht gab es deshalb in den folgenden Jahren mehr Fische."
    Fast 2.000 Kilometer Küstenlinie waren im Sommer 2010 ölverschmiert. Auf dem Ozean trieb monatelang ein Ölteppich von der anderthalbfachen Größe des Saarlands. Und dann verschwand das Öl innerhalb kürzester Zeit fast komplett von der Bildfläche, erinnert sich John Marquez.
    "Aber das vergangene Jahr war eines der schlechtesten Fangjahre für gefleckte Meerforellen und das schlechteste Krabbenjahr seit fast 50 Jahren. Nun sind wir sehr beunruhigt. Sind das die Folgen des Ölunfalls, die jetzt erst auftreten? Wir beobachten die Umwelt sehr genau und hoffen, dass es einfach nur Zufall ist, oder eine saisonale Erscheinung und nicht etwas viel Katastrophaleres, das vom Ölunfall kommt."
    Ölunfälle können Langzeitfolgen haben. So brachen zum Beispiel in Alaska einige Jahre nach dem Ölunfall der Exxon Valdez im Jahr 1989 die Heringsbestände wie aus heiterem Himmel zusammen. Bis heute haben sie sich nicht erholt. Ähnliches befürchten viele Menschen im Golf von Mexiko. Hier ist zum Beispiel der Blauflossen-Thunfisch von enormer Bedeutung für die Fischer der Region. Um ihn macht sich nicht nur John Marquez Sorgen.
    "Die Deepwater-Horizon-Ölplattform explodierte genau zu Beginn der Brutsaison der Blauflossen-Thunfische im nördlichen Golf von Mexiko."
    Ryan Fikes arbeitet als Biologe für die Umweltschutzorganisation National Wildlife Federation im texanischen Corpus Christi.
    "Die Laichgebiete waren zum Teil ölbedeckt, sodass die Larven dort sehr wahrscheinlich in Kontakt mit Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen und anderen giftigen Verbindungen gekommen sind. Die Schätzungen, wie viele Thunfischlarven dem Öl ausgesetzt waren, variieren zwischen 12 und 20 Prozent. Gleichzeitig haben Laborstudien gezeigt, dass Bestandteile aus dem Öl die Herzzellen von jungen Blauflossenthunfischen angreifen und unregelmäßigen Herzschlag sowie Herzinfarkte verursachen können. Das könnte bedeuten, dass weniger Jungfische überleben und dadurch in den kommenden Jahren die Anzahl erwachsener Tiere abnimmt."
    Blauflossen-Thunfische stehen jetzt schon auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten. Verschwinden noch mehr von ihnen, könnte es eng werden für das Überleben dieser Art. Noch allerdings ist nicht bekannt, wie viele Larven und Fische das Öl der Deepwater Horizon getötet hat. Das gleiche gilt für viele andere Tierarten. Seit dem Ölunfall stranden zum Beispiel immer wieder tote Delfine an die Küsten des Golfs von Mexiko - und zwar wesentlich mehr als in den Jahren vor dem Ölunfall.
    Die Strände sind wieder weiß
    Aber kaum jemand weiß, wie sich die Todesfälle auf die Population auswirken. Diese Fragen werden zwar untersucht, die Antworten aber würden noch unter Verschluss gehalten, sagt Ryan Fikes. Sie sollen als Beweismittel vor Gericht verwendet werden.
    "Eine dieser Studien ist NRDA oder das Natural Resource Damage Assessment. Das ist ein Verfahren bei dem US-Bundesbehörden Untersuchungen, Studien und anderes Beweismaterial für ein späteres Gerichtsverfahren des Bundes gegen die Verursacher des Ölunfalls sammeln. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen jetzt schon zu veröffentlichen, könnte nach Ansicht der US-Regierung den Ausgang des Gerichtsverfahrens beeinflussen und eine Verurteilung gefährden. Denn die Verursacher arbeiten natürlich mit eigenen Wissenschaftlern und eigenen Abschätzungen an ihrer Verteidigung, um die Argumente der Ankläger zu entkräften."
    In dem NRDA-Verfahren sollen auch mögliche Langzeitfolgen der Katastrophe untersucht werden. Deshalb wird es noch einige Zeit dauern, bis die Studienergebnisse vor Gericht eingesetzt und danach veröffentlicht werden können.
    "Wir können uns natürlich hinsetzen und sagen, diese Forschung erfolgt im Auftrag der Bundesregierung, also sollten ihre Ergebnisse auch öffentlich verfügbar sein. Aber gleichzeitig ist mir klar, wie wichtig der sensible Umgang mit diesen Informationen ist, um sicherzustellen, dass die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen werden können."
    Ein anderer Zivilprozess wird bereits seit Februar 2013 vor dem Bundesbezirksgericht in New Orleans verhandelt. Es geht dort um die Frage, wer die Schuld an dem Unfall trägt und wie groß der Schaden war, wie viel Öl also ausgelaufen ist. Von Justizexperten wird der Prozess als komplexestes Gerichtsverfahren der modernen Geschichte bezeichnet. Die Vereinigten Staaten von Amerika und zahlreiche Privatpersonen verklagen BP, Transocean, Haliburton und andere am Ölunfall beteiligte Unternehmen auf mehr als 14 Milliarden US-Dollar Schadenersatz. Ein Urteil wird frühestens im Mai 2015 erwartet. Klar sei aber jetzt schon, dass viel Geld in die Region fließen werde, sagt der ehemalige Bürgermeister von Plaquemines Parish, Billy Nungesser.

    "Und da wir über viel Geld reden, wird es auch viele Menschen geben, die dieses Geld ausgeben wollen. Ich hoffe und bete, dass das Geld dort ankommt, wo das Öl auch wirklich Schaden angerichtet hat. Wir brauchen es, um die Küste wieder aufzubauen und um den Tieren und Pflanzen zu helfen. Aber es gibt eben auch Leute, die von dem vielen Geld angelockt werden und ganz andere Interessen haben, als das Richtige zu tun. Wir können nur hoffen, dass das nicht passiert."
    Billy Nungesser stand von 2007 bis Ende 2014 an der Spitze der Gemeinde.
    "Die letzten Jahre meiner Amtszeit haben wir viel mit den Leuten von BP verhandelt, in der Hoffnung, uns auf eine sinnvolle Nutzung des Geldes zu einigen. Leider hat das nicht geklappt. Meine Amtszeit lief aus, ohne dass es zu einer Einigung gekommen wäre. Ich denke, das hatte viel mit den Anwälten zu tun. Die profitieren häufig nicht davon, sich zusammenzusetzen und an einer Lösung zu arbeiten."
    An den Küsten des Golfs von Mexiko sieht man heute kaum noch etwas von den Folgen der Katastrophe. Die Strände sind wieder weiß, die Küstenmarschen wiegen sich im grünen Schlickgras, und nur tief im Boden stecken noch Reste des Öls. Anders sieht das in der Tiefsee aus.
    "Als wir das erste Mal in der Nähe des Macondo Bohrlochs auf Tauchfahrt gingen, das war im Dezember 2010 mit dem bemannten Unterwasserfahrzeug Alvin, waren wir wie vor den Kopf gestoßen. Da unten war nichts, kein Leben. Normalerweise wohnen Würmer auf dem Meeresboden, leben dort Garnelen, Krabben und Fische. Vielleicht nicht viele Fische, aber auf jedem Tauchgang sehen Sie mindestens einen Fisch, Sie finden Seegurken und immer mal wieder schwimmt ein großer Tintenfisch oder ein Aal vorbei, es gibt eine ganze Reihe verschiedener Fischarten. Aber wir haben absolut nichts gesehen, während dieser Tauchfahrt."
    Dafür stieß die Ozeanforscherin Samantha Joye von der Universität von Georgia auf Schlamm, und zwar jede Menge Schlamm. An einigen Stellen türmte er sich zehn Meter hoch und erstickte alles Leben darunter.
    Den Korallen geht es seit dem Ölunfall von Jahr zu Jahr schlechter
    "Mit den Auswirkungen auf die Tiefsee hatten viele Menschen nicht gerechnet. Etwa 30 Prozent des Öls aus dem Bohrloch und das gesamte ausgetretene Gas haben nie die Meeresoberfläche erreicht. Stattdessen waberte das Öl in riesigen Schwaden durch die Tiefsee. Ein Teil davon wurde durch Mikroorganismen zersetzt, ein weiterer so stark verdünnt, dass wir ihn nicht mehr nachweisen können. Aber der dritte Teil regnete auf den Meeresboden hinunter und lagerte sich dort ab. Ich denke, niemand hat vorhergesehen, welche enormen Mengen das sein würden. Sie können heute in einem Umkreis von fast 100 Kilometern um das Bohrloch herum Sedimentproben nehmen und stoßen immer noch auf Reste des Macondo-Öls."
    Eigentlich ist Öl leichter als Wasser und sollte zur Oberfläche aufsteigen. Deshalb ist noch nicht ganz klar, woher die enormen Mengen öligen Schlamms am Grund des Meeres kommen. Samantha Joye vermutet, dass die kleinsten Pflanzen im Meer, das Phytoplankton sowie die Mikroorganismen, die das Öl abbauen, dafür verantwortlich sind. Geraten sie in Kontakt mit Öl, sondern beide Stoffe ab, die schleimig und klebrig sind und sich leicht ans Öl heften. Schwere ölhaltige Klumpen könnten in Folge als Partikelregen zum Meeresboden gesunken sein.
    "Die Ökosysteme am Meeresboden haben sehr stark unter diesem öligen Meeresschnee gelitten und sie tun es noch heute. Ich werde oft gefragt, wie lange die Tiefsee brauchen wird, um sich davon zu erholen. Dort unten ist es kalt, alles wächst langsamer und nichts geschieht schnell. Daher werden die Ökosysteme wahrscheinlich deutlich länger brauchen, um sich zu erholen, als etwa ein Strand oder eine Küstenmarsch. Denn dort oben ist es im Sommer sehr, sehr warm und im Winter wird es nicht so kalt wie in der Tiefsee."
    Und noch etwas beunruhigt Samantha Joye. Am Meeresboden des Golfs von Mexiko erstrecken sich große Korallenbänke: ein wichtiger Lebensraum für viele Fischarten. Genau diesen Korallen aber geht es seit dem Ölunfall von Jahr zu Jahr schlechter.
    "Mit den Korallen geht es bis heute abwärts, sie sind noch nicht an dem Punkt angekommen, wo wir alle Auswirkungen gesehen haben und sie anfangen, sich zu erholen."
    Möglicherweise wird der ölige Schlamm am Meeresgrund aufgewirbelt und belastet die Korallen immer wieder von neuem. Das wäre ein schlechtes Zeichen, nicht nur für die Korallen. Denn wenn der Schlamm durch Stürme oder Strömungen zurück in die Wassersäule gerät, kann er auch seinen Weg zurück ins Nahrungsnetz finden und das Leben in der Tiefsee auf lange Sicht hin schädigen. Es wird noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, das volle Ausmaß der Ölkatastrophe vom 20. April 2010 abzuschätzen.