Regisseur Ridley Scott wird 80

Vom Werbefilmer zum Hollywood-Titan

Der Regisseur Ridley Scott, 2008 in Rom
Der Regisseur Ridley Scott, 2008 in Rom © picture-alliance/ dpa
Von Hartwig Tegeler · 30.11.2017
Science Fiction, Gangsterdrama, Gladiatoren-Film und noch viel mehr: Ridley Scott filmte sich in vier Jahrzehnten durch die Kino-Genres. Dafür adelte die Queen den britischen Künstler, der heute seinen 80. Geburtstag feiert.
"Was ist das für ein Funksignal? - Menschlichen Ursprungs?"
Die Ewigkeit des Alls, in dem das Grauen lauert. Das Europa der Napoleonischen Kriege. Das Los Angeles der Zukunft, bevölkert mit menschlichen und nicht-menschlichen oder fast nicht mehr menschlichen Wesen. Der Südwesten der USA, durch den zwei Frauen in einem Thunderbird fliehen, bis an die Klippen des Grand Canyon. Das Römische Kolosseum. Der Mars oder das Jerusalem der Kreuzfahrerzeit. Mehr als 40 Jahre Filme machen. "Es ist für mich ein großer Spaß, andere Welten zu entwerfen", sagte der besessene Kino-Erzähler Ridley Scott einmal.

Hier stellen wir Ihnen die Top-5-Filme von Ridley Scott vor. Ein Historienfilm schaffte es auf Platz 1.

"Mir gefällt die Idee, eine riesige Bühne zu kreieren."
Viele fremde, manchmal visionäre Welten schuf er, und er schuf Klassiker der Filmgeschichte wie "Alien" oder "Blade Runner", dieser Science-Fiction-Film, der in seiner Dystopie für das Genre stilbildend wurde.
Eine düstere Zukunft, in der die Grenze zwischen Mensch und Maschine - Replikant - nicht mehr auszumachen ist.
"Sie ist ein Replikant, nicht wahr? Sie weiß es nicht." – "Aber sie beginnt, es zu vermuten." – "Vermuten! Wie kann es nicht wissen, was es ist?" – "Rachel ist ein Experiment, nicht mehr."
Düstere und widersprüchliche Figuren bevölkern die Filme von Ridley Scott. - Ob das Kino Komplexität jenseits von Schwarz-Weiss-Zeichnung aushalten kann? Fragte er einmal und antwortete selbst: Wir setzen im Kino zu sehr auf das simplifizierte Erzählen.

Szenen mit Kevin Spacey ließ er herausschneiden

Aber auch Ridley Scott selbst war bei all seinen Weltentwürfen nicht immer frei von diesem marktkompatiblen Einfachen. Und dass er aus seinem jüngsten Film über die Entführung des Getty-Milliardär-Enkels alle Szenen mit Kevin Spacey herausschneiden ließ, der mit sexuellen Missbrauchsvorwürfen konfrontiert ist, das ist wohl eher Kassenkalkül denn ideologisches Statement.
Ridley Scott hat in mehr als 40 Jahren auch schwer verdauliche Flops vorgelegt. Beispielsweise "Robin Hood" von 2010. In diesem Film hatte der Filmemacher offensichtlich keine Vorstellung davon, welche Version des "Rächers der Enterbten" sein Star Russell Crowe denn nun eigentlich spielen sollte.
Nach den Anfängen bei der BBC und rund 2000 Werbeclips debütierte Ridley Scott 1977 im Kino mit der Joseph-Conrad-Verfilmung "Die Duellisten" und "filmte sich" von da an durch die Kino-Genres - Science-Fiction-Film, Gangsterdrama, Kreuzritterepos, Geheimdienstthriller, Gladiatoren-Film. 2012 kam dann "Prometheus" ins Kino. Zwar bot diese Vorgeschichte zu "Alien", dem Klassiker von 1979, nur eine Geschichte mit flachen Charakteren, aber auch die härtesten Kritiker konnten ihr Staunen über das atemberaubende Design nicht verleugnen. Da war er wieder, der alte Widerspruch bei Ridley Scott, dem ehemaligen Werbeclip-Regisseur: Nicht erst in "Prometheus" fügten sich beim Altmeister - der übrigens keine Kritiken liest, "nie", wie er behauptet -, nicht immer fügten sich große Bilder und die Story überzeugend zusammen.

Auf Kreuzfahrerepos folgte Sommerkomödie

Bei "Black Hawk Down" nicht, bei "Robin Hood" nicht, ebenso wenig bei "Hannibal", der Fortsetzung von "Das Schweigen der Lämmer". Dabei war Ridley Scott immer wieder für Überraschungen gut. Keiner hätte wohl nach dem monumentalen Kreuzfahrerepos "Königreich der Himmel" von 2006 eine kleine Sommerkomödie wie "Ein gutes Jahr" erwartet, in der Russell Crowe und Marion Cottillard durch eine Screwball-Comedy turteln, in der zig Frankreichklischees lustvoll verhandelt wurden.
"Du weißt noch, was ich dir ins Ohr geflüstert habe, als wir klein waren. Am Pool." – "Und du, wie es scheint, auch. Aber ich habe dich erst jetzt erkannt, erst jetzt sehe ich dich."
Ob er einen Plan hätte für den nächsten Film? Nein, meinte der Wanderer durch die Genres. Er springe einfach zu dem, was mich als Nächstes interessiert.
So wird man bei Ridley Scott auch kein durchgängiges Thema finden. Es ist vielmehr dieser offensichtliche Schöpferdrang des Filmemachers, visuelle Welten zu erschaffen, die sein Werk zusammenbindet. Und es ist die Lust am opulenten Erzählen. Immer bigger than life, auch mit 80 Jahren. Einer der weisesten Sätze von einem der einflussreichsten Regisseure Hollywoods über das Filmemachen jedenfalls lautet: Nichts ist so einfach, sagte Ridley Scott, wie´s aussieht im Kino: "Nothing is as easy as it looks."
Und das gilt für ihn immer noch, nach mehr als 40 Jahren Filmemachen.
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