Rechtsextremismus

Wenn Hooligans gegen Salafisten demonstrieren

Ein Demonstrant trägt am 26.10.2014 in Köln ein T-Shirt der als gewaltbereit bekannten Gruppe "Hooligans gegen Salafisten".
Ein Demonstrant trägt am 26.10.2014 in Köln ein T-Shirt der als gewaltbereit bekannten Gruppe "Hooligans gegen Salafisten". © dpa / picture alliance / Caroline Seidel
Moderation: Jörg Degenhardt und Miriam Rossius · 27.10.2014
Auf Facebook formieren sich Hooligans gegen Islamisten. Taugen gewaltbereite Gruppierungen wie Hooligans und Rocker als Verbündete? Ein Gespräch mit dem Rechtsextremismus-Experten Johannes Radke.
Erst waren sie nur eine kleine Facebook-Gruppe - inzwischen treten die "Hooligans gegen Salafisten" nicht nur virtuell, sondern ganz real in Erscheinung: Kürzlich kam es in Dortmund mit 300 Beteiligten zu einem ersten Treffen, am Sonntag dann zu Krawallen und einer Demonstration in Köln mit 2000 Teilnehmern.
Der Journalist und Rechtsextremismus-Experte Johannes Radke zeigte sich von dem Aufmarsch wenig überrascht. Dass sich Hooligans gemeinsam mit rechtsextremen Hooligans vorgeblich gegen Salafisten wendeten, sei eine Entwicklung, die schon seit Anfang des Jahres stattfinde, sagte er. Überraschend habe er lediglich die Größe der Kundgebung gefunden: "Mit so vielen Hooligans und Rechtsextremen hätte ich dann doch nicht gerechnet."
Derzeit finde eine "Repolitisierung" der Hooligan-Szene statt, "und die wird ganz klar von Neonazis vorangetrieben", warnte Radke. Das sei eine gefährliche Entwicklung. So seien derzeit 13.000 Personen in der Kartei "Gewalttäter Sport" erfasst:
"Wenn man sagt, auch nur die Hälfte davon beteiligt sich an rechtsextremen Gewalttaten in Zukunft, weil Neonazis sagen: kommt doch mal mit, am Wochenende demonstrieren wir hier gegen ein Asylbewerberheim, dann ist das schon wirklich beängstigend."
Radke wies darauf hin, dass es bei "Hooligans gegen Salafisten" nicht nur gegen Salafisten gehe. "Für diese Rassisten ist halt: jeder Moslem soll raus aus Deutschland. Wenn man da in den Foren liest, da heißt es dann zum Teil: Kopfschuss und weg und so. Da verwirklichen die einfach ihre Gewaltfantasien gegen 'die' Ausländer."
Der Journalist und Rechtsextremismusexperte Johannes Radke verfasste (gemeinsam mit Toralf Staud) das Werk "Neue Nazis - Jenseits der NPD: Populisten, Autonome Nationalisten und der Terror von rechts"). 2008 war Radke einer der Aufbauredakteure des Onlineportals netz-gegen-nazis.de der "Zeit". Für "Zeit Online" betreut er das Watchblog Stoerungsmelder.org. Außerdem arbeitet Radke für die mobile Beratung gegen Rechtsextremismus.
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