Rechte Szene

Falsche Todesanzeigen als Drohung für Journalisten

Neonazis marschieren durch die Innenstadt von Bad Nenndorf (Niedersachsen).
Journalisten sind immer häufiger Bedohungen in der rechten Szene ausgesetzt © dpa / Peter Steffen
Michael Konken im Gespräch mit Oliver Thoma und Birgit Kolkmann  · 05.02.2015
"Lügenpresse" war zwar das Unwort des Jahres, aber die Hetze gegen Journalisten hört damit nicht auf. Nun kursieren in Nordrhein-Westfalen gefälschte Todesanzeigen für Journalisten im Internet.
"Wir freuen uns mitzuteilen zu können, dass Peter bald von uns geht", heißt es in solchen gefälschten Todesanzeigen im Netz oder: "In unseren Herzen lebst Du auf keinen Fall weiter." Der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes (DJV), Michael Konken, sieht darin einen "massiven Angriff auf die Pressefreiheit". Er sagte im Deutschlandradio Kultur, damit sollten Journalisten eingeschüchtert werden, damit sie nicht mehr in der rechten Szene recherchierten.
Markante Häufung von Vorfällen
Der DJV verfüge über keine genauen Zahlen solcher Vorfälle, sagte Konken. "Wir haben aber in der Vergangenheit immer wieder festgestellt, dass es natürlich gerade gegen Journalisten, die im rechten Spektrum recherchierten, immer wieder zu Drohungen kam." Einige Kollegen hätten unter Decknamen gearbeitet, damit ihr Name nicht öffentlich auftauche. "Aber das, was in den letzten Wochen passiert, das ist schon eine Häufung von solchen Vorfällen, die wirklich markant sind."
Kritik an der Polizei
Die Polizei müsse damit anfangen, solchen Straftaten intensiv auf den Grund zu gehen, forderte Konken. "Da hat man manchmal das Gefühl, dass sie sich etwas zurückhalten", sagte der DJV-Vorsitzende. "Sie müssen natürlich während der Demonstration Journalisten schützen, damit sie auch ihre Arbeit machen können." Das sei in der Vergangenheit nicht der Fall gewesen. Es widerstrebe ihm, zu sagen, dass die Polizei die Pressefreiheit schützen müsse. "Aber anders scheint es nicht mehr möglich zu sein."
Keine Panik in den Redaktionen
Konke sagte, er wolle nicht für Panik sorgen, aber Journalisten müssten geschützt werden. Ein Klima der Angst gebe es bisher in den Redaktionen nicht. "Ich glaube, dass Journalisten so weiter arbeiten wie bisher und sich nicht einschüchtern lassen und dass diejenigen, die Journalisten sind, sich gerade durch solche Veröffentlichungen bestärkt fühlen, weiterzumachen", sagte der DJV-Vorsitzende. Es zeige sich, dass wirklich eine Gefährdung der Pressefreiheit und der Demokratie da sei und dass jetzt der Journalismus gerade gefordert sei, um noch intensiver einzusteigen und über diese Szene zu berichten.
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