Rebecca Gablé: "Der Palast der Meere"

Knisternde Roben, schnaubende Pferde

Die Autorin Rebecca Gablé zu Gast bei der WDR Talkshow "Kölner Treff".
Die Autorin Rebecca Gablé zu Gast bei der WDR Talkshow "Kölner Treff". © picture alliance / dpa / Horst Galuschka
Von Kim Kindermann · 24.09.2015
In unserer Rubrik "Aus den Listen" nehmen wir uns wöchentlich einen aktuellen Titel der "Spiegel"-Bestseller-Liste vor und untersuchen sein Erfolgsrezept. Diesmal "Der Palast der Meere" von Rebecca Gablé. "Ein echter Pageturner!", findet Kim Kindermann.
In fremde Welten eintauchen und es genießen: Dieses Buch macht das möglich. Mehr noch: Rebecca Gablé beweist, dass Historienromane sich zurecht so großer Beliebtheit erfreuen. Mich jedenfalls hat sie bekehrt!
Ihr neuestes Buch spielt in der Zeit um 1560, als die englische Königin Elizabeth I., eine Protestantin, gegen ihre Halbschwester Mary, eine überzeugte Katholikin, den Thron verteidigen muss. Das ist der historische Mantel, der diesen Roman umhüllt.
Darin eingebettet sind die erfundenen Personen: Hier ist es die Familie Waringham, insbesondere Eleanor of Waringham - sie ist das Auge der Königin - und ihr Bruder Isaac, ein aus der Rolle gefallener Adelssprössling, den es auf die Weltmeere zieht. Und was die beiden erleben, ist einfühlsam, kraft- und fantasievoll in die historischen Begebenheiten eingewoben.
Herausgekommen ist so ein echter Pageturner, ein Buch voller Farben und Emotionen. Da knistern die Roben, es schnauben die Pferde. Man ist mittendrin im Mittelalter und dem Leben am Hofe mit seinen Ritualen und Zwängen.
Liebe, Treue, Freundschaft und Verrat
Es geht um Liebe, Treue, Freundschaft und Verrat. Und obwohl sich die Autorin künstlerische Freiheiten bei der Gestaltung der Personen und Ereignisse erlaubt: Rebecca Gablé schafft die richtige Mischung, die solche Bücher brauchen. Und sie kann schreiben, gut recherchieren und scheut dabei aber auch nicht das Triviale. Eine echte Könnerin eben.
Zumal sie ihrer Geschichte auch aktuelles Leben einzuhauchen versteht: Indem sie die Geschichte Elizabeth erzählt, von ihrem Kampf um Emanzipation und den Zweifeln der Männer, die ihrer starken Regentin nicht wirklich zutrauen, das Land zu regieren und ihr unbedingt einen Mann an die Seite stellen wollen, hält sie auch uns einen Spiegel vor. Denn auch heute noch werden Frauen an der Macht äußerst kritisch beäugt.

Rebecca Gablé: Der Palast der Meere: Ein Waringham-Roman
Lübbe, München 2015
960 Seiten, 26,- Euro

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