Raumakustische Musikforschung

Wie das Sehen das Hören beeinflussen kann

Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Die Realität der Berliner Philharmonie, die vielen Menschen ein schönes Konzerterlebnis verschafft. Musikwissenschaftler haben jetzt einen "virtuellen Konzertsaal" erschaffen, mit dem das Verhältnis von Hören und Sehen untersucht werden soll. © dpa picture alliance/ Britta Pedersen
Hans-Joachim Maempel im Gespräch mit Katja Schlesinger und Frank Meyer · 18.07.2016
Wie wirkt sich die visuelle Wahrnehmung auf das Hörerlebnis von klassischen Konzerten aus? Der Musikwissenschaftler Hans-Joachim Maempel stellt ein neues Forschungsprojekt vor, das zu verblüffenden Erkenntnissen über den Zusammenhang von Hören und Sehen kommt.
Die raumakustische Forschung habe das Sehen lange Zeit außer Acht gelassenen, sagt Hans-Joachim Maempel. Er ist Leiter der Abteilung Akustik und Musiktechnologie, Studiotechnik und IT des Staatlichen Instituts für Musikforschung. Im Deutschlandradio Kultur stellte er neue Forschungsansätze vor:
"Wir haben uns gefragt: Welche Rolle spielt denn das Aussehen von einem Konzertsaal? Da kann man jetzt zwischen zwei Fragen unterscheiden. Einerseits: Welche Rolle spielt das für das Hören, zum Beispiel für den Nachhall oder die Lautstärke dieses Saals? Oder welche Rolle spielt das auch für übergeordnete, also zum Beispiel ästhetische Merkmale? Wie schön finde ich denn diesen Konzertabend?"

Die Erschaffung eines "virtuellen Konzertsaals"

Ein Ergebnis der bisherigen Forschungen bestehe in der Erkenntnis, dass die Sinne Hören und Sehen gegenseitig "relativ unbestechlich" seien, erläuterte Maempel. Für die Untersuchungen habe man eine Art "virtuellen Konzertsaal" erschaffen:
"Sie sitzen zum Beispiel in einer Panoramaprojektion: 180 Grad, Leinwand drei Meter hoch, also ziemlich groß. Sie sehen einen Konzertsaal mit einer 3D-Brille, wie im 3D-Kino. Und Sie hören auch den Konzertsaal mit einem speziellen Kopfhörer – direkt mit dem akustischen Fingeraufdruck, den man auch im Konzertsaal genommen hat."

Berliner Philharmonie wird zum Gewandhaus

Mit einem Tablet beurteilten die Teilnehmer der Untersuchung dann bestimmte Kriterien: Etwa ihr Gefallen an der Darbietung, die Größe und Lautstärke des Raumes und viele andere Dinge mehr:
"Und der Witz dabei ist, dass wir in der Lage sind, eben den falschen Raum - optisch - zum richtigen Raum - akustisch - darzustellen. Also: Sie sehen die Philharmonie und Sie hören das Gewandhaus. Und mit diesen Konfliktreizen kann man dann eben rauskriegen, welche Bedeutung die einzelnen Sinne haben."
Mehr zum Thema