Raubkunst

Ein Wandpaneel auf dem Weg zurück nach Kabul

04:49 Minuten
Das Foto zeigt Mitarbeiter des Museums für Kunst und Gewerbe, die ein Marmorpaneel aus dem 12. Jahrhundert einpacken.
Mitarbeiter des Museums für Kunst und Gewerbe packen das Marmorpaneel aus dem 12. Jahrhundert ein. Es geht zurück nach Afghanistan. © dpa / picture alliance / Axel Heimken
Michael Naumann im Gespräch mit Anke Schaefer · 08.10.2019
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Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe gibt ein ehemals gestohlenes Wandpaneel an Afghanistan zurück. Der ehemalige Kulturstaatsminister Michael Naumann hält das für keine gute Idee. Das Werk wird seiner Einschätzung nach bald wieder verschwinden.
Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) hat ein ehemals gestohlenes Wandpaneel aus Marmor an Afghanistan zurückgegeben. Museumsdirektorin Tulga Beyerle übergab das Kunstwerk an einen Vertreter der afghanischen Botschaft.
Es gehört nach Angaben des Museums zu einem Fries aus dem 12. Jahrhundert, der aus dem Königspalast in der Stadt Ghazni stammt. Das MKG hatte das Paneel 2013 auf einer Auktion in Paris erworben - nach eigenen Angaben "gutgläubig".

"In vier bis fünf Jahren wieder im Kunsthandel"

Der Publizist und SPD-Politiker Michael Naumann findet es nun wiederum "höchst gutgläubig", dass das Kunstwerk zurückgegeben wird. Es sei bekannt, dass Afghanistan einen Spitzenplatz im Korruptionsindex von Transparency International einnehme, sagt Naumann.
Der ehemalige Kulturstaatsminister vermutet nun, dass das Paneel spätestens in vier bis fünf Jahren wieder im internationalen Kunsthandel zu haben sein werde: "Es kommt ins Museum - mal sehen, wie lange es da bleibt."
Die andere Frage sei, wo der damalige Sultan das Paneel eigentlich hergehabt habe. Die Frage nach dem Umgang mit Raubkunst sei richtig, so Naumann. Man müsse aber zugleich fragen, was die richtigen Konsequenzen seien.

In Afrika fehlen Museen für die Rücknahme von Kunstwerken

Aus Afrika sei von Kunsthistorikern zu hören, dass man dort gar nicht alles zurücknehmen könne, weil die entsprechenden Museen fehlten, berichtet der Publizist. Und die ägyptische Kunst, die im Louvre zu sehen sei, sei von Napoleons Truppen geklaut worden. Ähnlich verhalte es sich im Übrigen mit vielen antiken Kunstwerken in deutschen Museen.
Die Debatte um Raubkunst sei noch längst nicht abgeschlossen, sagt Naumann. Nur eines stehe fest: Etwas nach Kabul zurückzuführen in der Annahme, dass es dort sicher sei, sei "optimistisch".
(ahe)
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