"Rapunzel – Neu verföhnt"

Von Hans-Ulrich Pönack · 08.12.2010
Das Disney-Pixar-Imperium bringt mit "Rapunzel – Neu verföhnt" von Nathan Greno und Byron Howard spaßige Familienunterhaltung auf die vorweihnachtlichen Kinoleinwände. Das bekannte Märchen der Gebrüder Grimm dient dabei als Motiv für Tricks und Gags in 3-D.
"Rapunzel – Neu verföhnt" von Nathan Greno und Byron Howard (USA 2010; 101 Minuten); die beiden Disney-Künstler, die in verschiedenen Positionen bei Filmen wie "Triff die Robinsons" (2007) und "Bolt – Ein Hund für alle Fälle" (2008) mitwirkten, verantworteten den nunmehr 50. langen Disney-Animationsfilm "Tangled" ("Zerzaustes Haar").Mit Unterstützung des von Disney eingekauften Pixar-Imperiums, einschließlich des zweifachen "Oscar"-Preisträgers John Lasseter ("Toy Story"; "Cars"), der nun als Kreativ-Chef für Disney-Pixar-Produktionen mitmischt (offizielle Bezeichnung: Ausführender Produzent). Dabei wurde das bekannte Gebrüder-Grimm-Märchen von 1812 ("Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter") nur als Motiv benutzt.

Diese disneysche Animations-Adaption in 3-D ist ein witziges Familien-Krimi-Musical, das sich an traditionelle Haus-Klassiker wie "Schneewittchen" und "Cinderella" (1937 und 1950) musterhaft erinnert.

Prinzessin Rapunzel und ihr wunderschönes wie magisches blondes Haar. Wer mit dem in Berührung kommt, hat die ewige Jugend gepachtet. Folglich entführt die olle Gothel Baby Rapunzel vom Königshof und benutzt diese als ständigen Jungbrunnen. Dem in einem Turm eingesperrten Mädel macht sie vor, dass es draußen gar fürchterlich gefährlich und bedrohlich zugeht und sie hier – und nur hier - in Sicherheit lebt.

Doch nun ist die Schöne mit der 20-Meter-Gold-Mähne fast 18 und drängt nach draußen. Und als versehentlich der junge, dynamische Dieb-Schönling Flynn Rider vorbeischaut, kann das eigentliche Fluchtspiel mit Abenteuer und Sinnsuche beginnen. Denn "kampflos" will die falsche Mama das wertvolle und nun sich immer mehr abnabelnde Girlie nicht hergeben. Rapunzel aber kostet erst einmal die neue Freiheit voll wie beharrlich aus. Dann aber ...

"Rapunzel" mit dem deutschen Jux-Zusatztitel ist okay. Läuft als hübsches Familienprogramm sympathisch durch. Ein aufgewecktes Mädel emanzipiert sich und findet dabei privates Glück: Fröhlich und gar nicht doof geht es dabei zu, wenngleich die Frage gestattet sei, warum ein solch cleveres Wesen wie diese haarige Schöne es angeblich über Jahre nicht gemerkt hat, wie sie von der besitzergreifenden, eigennützigen "Mama" getäuscht und ausgetrickst wurde. Wenn sie denn so intelligent und aufgekratzt ist wie hier personalisiert. Aber gut, ansonsten läuft die Chose in mitunter beeindruckendem 3-D-Format trick-gagig und spaßhaft durch.

Mit wieder einmal pfiffigen Nebenfiguren wie dem farbenfrohen (stummen) Pascal, einem kleinen urigen Chamäleon, und dem selbstbewussten Gaul Maximus, der keiner Rauferei aus dem Weg geht und sich als pointierter Schnüffler zeigt. Und natürlich dürfen auch wieder ein paar dusselige Räuber für viel Schadenfreude locker herhalten. Die Musikalität des 8-fachen "Oscar"-Preisträgers Alan Menken ("Arielle, die Meerjungfrau"; "Die Schöne und das Biest") tönt von stimmungsvoll bis ohrwürmig; die deutschen Haupt-Stimmen von Alexandra Neldel, bekannt geworden durch ihren Part als Lisa Plenske in der SAT.1-Telenovela "Verliebt in Berlin" (2005/2006), und Moritz Bleibtreu (zuletzt in "Jud Süss – Film ohne Gewissen") fügen sich launig-gut ein.

"Rapunzel" - ein unbeschwertes Ironie-Singsang-Vergnügen. Mit viel Schmunzel-Charme und "Schmackes".

USA 2010, Originaltitel: Tangled, Regie: Nathan Greno, Byron Howard, Darsteller (Stimmen): Alexandra Neldel, Moritz Bleibtreu, René Marik, Bahar, ohne Altersbeschränkung, 100 Minuten

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