Rangliste der Pressefreiheit

Reporter ohne Grenzen stuft Deutschland zurück

06:13 Minuten
Bei einer Demonstration gegen die Coronamaßnahmen in München attackiert ein Mann ein ARD-Fernsehteam.
Angriff auf ein ARD-Team bei einer Demo gegen die Coronamaßnahmen: Die Dunkelziffer solcher Attacken sei nicht genau zu beziffern, sagt Katja Gloger. © picture-alliance / Zuma Wire / Sachelle Babbar
Katja Gloger im Gespräch mit Ute Welty · 20.04.2021
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In Deutschland habe sich die Zahl gewalttätiger Übergriffe auf Medienvertreter verfünffacht, sagt Katja Gloger von Reporter ohne Grenzen. Die aktuelle Rangliste der Pressefreiheit zeige in der Coronakrise eine verschlechterte Lage weltweit.
Journalistinnen und Journalisten seien weltweit so unter Druck, wie noch nie, sagt Katja Gloger, Vorstandssprecherin von Reporter ohne Grenzen. Die Pandemie habe wie "eine Art Brandbeschleuniger" gewirkt, sodass repressive Systeme und Diktaturen ihre Unterdrückungsmechanismen ausweiten konnten.
"Auch in demokratischen Rechtsstaaten haben wir zum Teil besorgniserregende Entwicklungen zu verzeichnen", warnt die Journalistin und Publizistin.

Deutschland sei in der diesjährigen Rangliste von Reporter ohne Grenzen um zwei Plätze von Platz 11 auf Platz 13 nach unten gerutscht. Das habe vor allem mit vermehrten gewalttätigen Angriffen gegen Journalistinnen und Journalisten zu tun, erklärt Gloger.

"Deutliches Alarmsignal"

Im Vergleich zum Jahr 2019 habe sich im vergangenen Jahr die Zahl der dokumentierten gewalttätigen Angriffe auf Journalisten und Medienvertreter verfünffacht. Gloger spricht von einem "deutlichen Alarmsignal".
Eine Dunkelziffer solcher Attacken sei nicht genau zu beziffern, aber der starke Anstieg dokumentierter Fälle sei ein Indikator. Reporter ohne Grenzen wisse aus den Berichten von Kolleginnen und Kollegen, dass sich die Zahl der Drohungen, der Beleidigungen, der Diffamierungen weiter erhöht habe.
Dabei sei das Wort von der "Lügenpresse" noch eines der harmloseren. Es sei sogar von "Journalisten als Volksverräter" die Rede. Die Mehrzahl der genannten Vorfälle habe sich 2020 im Umfeld der Demonstrationen gegen die Coronamaßnahmen ereignet, so Katja Gloger.
(gem)
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