Ralf Fücks über Trumps Handelskrieg

"Das ist auch politisch brandgefährlich"

Ralf Fücks, Vorsitzender der Heinrich-Böll-Stiftung (Archivbild von 2008)
Ralf Fücks, Mitbegründer des Zentrums Liberale Moderne © dpa / picture-alliance / Klaus-Dietmar Gabbert
Moderation: Korbinian Frenzel · 08.06.2018
Protektionismus, Abschottung, Strafzölle: Ralf Fücks vom Zentrum Liberale Moderne warnt vor den Folgen der Trumpschen Handelspolitik. Aus wirtschaftlichem Nationalismus entstehe leicht politischer Nationalismus. Fücks sieht beim G7-Gipfel aber auch Europa in der Pflicht.
Das G7-Treffen in Kanada ist vom Streit über die von US-Präsident Trump verhängten Strafzölle und den drohenden Handelskrieg geprägt. Der internationale Handel sei jedenfalls massiv gefährdet, sagt der langjährige Grünen-Politiker Fücks. Das betreffe nicht nur den Warenaustausch, sondern auch die Mobilität von Menschen über Grenzen hinweg:
"Ich finde es höchste Eisenbahn, dass die Europäische Union und die Bundesrepublik das Freihandelsbakommen mit Kanada ratifizieren, Ceta. Das wäre jetzt eine Antwort auf den Isolationismus und den Protektionismus, den Trump vom Zaun gebrochen hat."

Abschottung wäre eine Sackgasse

Doch auch die EU-Handelspolitik müsse überprüft werden: "Wir haben zum Beispiel unfaire Handelsbeschränkungen gegenüber Agrarimporten aus Afrika. Und wir haben auch ungleiche Handelsbeziehungen, was Tarife und Zölle angeht, mit Amerika. Also es gibt auch Hausaufgaben zu erledigen." Europa seinerseits abzuschotten, hält Fücks für eine "vollkommene Sackgasse". Notwendig sei ein fairer Welthandel, aber auf keinen Fall ein Rückfall in ökonomischen Protektionismus:
"Das ist ja nichts anderes als eine Form von wirtschaftlichem Nationalismus. Und das ist auch politisch brandgefährlich. Wenn man in die Entwicklung der 20er-, 30er-Jahre zurückschaut: Es ist losgegangen mit ökonomischem Protektionismus, mit Handelskrieg, mit Abschottung. Und das hat den politischen Nationalismus noch mal enorm gefördert."
Natürlich dürfe man Menschen, die vom Strukturwandel betroffen seien, nicht im Stich lassen: "Aber die Antwort kann nicht bedeuten, dass wir die Grenzen hochziehen." (bth)

Das gesamte Gespräch mit Ralf Fücks hören Sie hier:
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