Rätsel um Chinas verschwundenen Star Fan Bingbing

Opfer des chinesischen Regimes?

Die chinesische Schauspielerin Fan Bingbing in einem roten Kleid
Die chinesische Schauspielerin Fan Bingbing (kurz vor ihrem Verschwinden im Juni 2018). © imago stock&people
Steffen Wurzel im Gespräch mit Shanli Anwar · 13.09.2018
In China ist die Schauspielerin Fan Bingbing ein Top-Star. Doch seit zwei Monaten ist sie von der Bildfläche verschwunden. Gut möglich, dass sich die Aktrice den Unwillen des Regimes zugezogen habe, sagt China-Korrespondent Steffen Wurzel.
Eine der bekanntesten und erfolgreichsten Schauspielerinnen aus China wird seit zwei Monaten vermisst: Fan Bingbing. In ihrer Heimat ist die knapp 37-Jährige ein Superstar, sozusagen die Angelina Jolie der Volksrepublik. Hierzulande kennt man sich aus den den "X-Men"- bzw. "Iron Men"-Filmen.
Derzeit kann man offenbar nur vage darüber spekulieren, warum die Aktrice, die ihre Karriere bereits in den 90er-Jahren begann und im vergangenen Jahr mit umgerechnet 45 Millionen Dollar mehr verdiente als jede Hollywoodschauspielerin, verschwunden ist.

Ist es Steuerhinterziehung - ist es soziales Fehlverhalten?

Es ist von Steuerhinterziehung in Millionenhöhe die Rede, auch davon, dass Fan Bingbing im Promi-Rating für sozialkonformes Verhalten mit null Punkten auf dem letzten Platz rangiert und deshalb vielleicht Probleme mit der politischen Führung bekommen hat.
Pedro Almodovar Arm in Arm mit Jessica Chastain und Fan Bingbing
2017 gehörte Fan Bingbing (rechts) zur Jury des Filmfestivals in Cannes - hier auf dem roten Teppich mit Pedro Almodovar und Jessica Chastain.© imago/Starface

China-Korrespondent Steffen Wurzel sagt, das Thema bewege die an Stars und Sternchen interessierte chinesische Öffentlichkeit. "Aber man muss natürlich auch sagen: China ist eine Diktatur, ist keine rechtsstaatliche Demokratie. Deshalb gibt es natürlich Fälle, dass Leute einfach so verschwinden oder eingesperrt werden." Fan Bingbing sei vielleicht das prominenteste Beispiel, tatsächlich aber habe es in den letzten Jahren immer wieder ähnliche Fälle gegeben: etwa einen Teenie-Popstar – Uigure und muslimischen Glaubens -, der seit einigen Monaten verschwunden sei. Ebenso ein uirgurischer Fußballer. Die Fälle seien zwar nicht eins zu eins mit dem Fall Fan Bingbings vergleichbar – "sie zeigen aber, dass es in China keinen Rechtsstaat gibt".

Dubioses Rating-System

Ebenso dubios und intransparent findet Wurzel das soziale Rating-System der Universität Peking. Nur ein Bruchteil – 100 – der chinesischen Künstler-Prominenz sei dort vertreten. Niemandem sei klar, nach welchen Kriterien Leute in dieses Rating aufgenommen würden.
"Da geht es natürlich auch darum: Was sage ich in der Öffentlichkeit, wie verhalte ich mich im Ausland, für welche Produkte mache ich Werbung, wie äußere ich mich politisch", sagt Wurzel. Aber da es in China keine freie Presse gebe, sei nicht damit zu rechnen, dass irgendein Medium kritische Recherchen zum Verbleib von Fan Bingbing anstellen werde. (mkn)
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