Radiohören

Die Vorteile von DAB+

Ein digitaler Radioempfänger steht am 30.05.2016 in Hannover (Niedersachsen) in einem Büro.
Digitale Übertragung und klassisches Radiomedium in einem bietet DAB+. © picture alliance / dpa / Sebastian Gollnow
Von Brigitte Baetz · 30.08.2017
Wer es auch beim Radiohören digital mag, aber keine Daten preisgeben möchte, ist mit DAB+ gut bedient. Für den Empfang braucht es keine Internetschnittstelle.
Wer sich im Netz bewegt, hinterlässt Spuren, so viel haben die meisten von uns schon gelernt. Doch in dem Maße, in dem immer mehr Geräte "smart" werden, also nicht nur das Phone zum Smartphone wird, sondern auch häusliche Geräte vom Fernseher bis zum Kochplatte vernetzt, das heißt mit dem Internet verbunden werden, wächst die Möglichkeit zur Komplettüberwachung. Stichwort: Big Data.
Unser Leben kann nahezu umfassend in Form von Daten erfasst werden – wo wir uns aufhalten, mit wem wir reden, mit wem wir befreundet sind, was uns wichtig ist. Wohin dieser Weg noch führen wird, sei unklar, meint Ulf Buermeyer. Er ist Jurist, Podcaster und Autor bei Netzpolitik.org:
"Wir bewegen uns hier auf relativ unsicherem Grund, insbesondere, weil die Kapazitäten, Daten zu speichern, miteinander zu verknüpfen und auch Daten zu übertragen, einfach in den letzten 20 Jahren exponentiell gewachsen sind. Wir wissen eigentlich gar nicht mehr, was über uns bei wem und warum und wann gespeichert wird."
Auch der Radiokonsum ist von dieser Entwicklung betroffen. Wer per Internet-Streaming Programme hört, ist beispielsweise per IP-Adresse identifizierbar, egal, ob er seinen Laptop oder ein Internetradio nutzt. Und: der Amazon-Lautsprecher Echo, über den man per Zuruf auch einen Radioplayer starten kann, steht im Verdacht, eine Art Überwachungswanze zu sein.
Mann: "Alexa? Spiele Radio Hamburg auf Tune-In."
Alexa: "Radio Hamburg auf 103,6 ... ."

Mehr Programmvielfalt

Wer hingegen sicher gehen will, dass er beim Radiohören keine Datenspur hinterlässt, hat zwei Möglichkeiten: entweder bei einem reinen Analog-Radio zu bleiben oder den Digitalstandard DAB+ zu nutzen. Anders als von vielen vermutet, braucht es nämlich zum Empfang von DAB+ keine Internetschnittstelle. Es ist, wie Olaf Korte vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen sagt, ein Radiomedium der klassischen Art:
"Das heißt ich habe einen oder mehrere Radiosender, die über Funk das Signal abstrahlen und dann empfange ich es auf dem Empfangsgerät auch wieder, also dem Radioempfänger. Der Unterschied zum analogen, also zum UKW, ist allerdings, dass ich nicht mehr einfach ne Schallwelle übertrage in Funktechnik, sondern ich übertrage Bits und Bytes und habe deshalb wesentlich mehr Möglichkeiten: zum einen mehr Programmvielfalt und zum anderen aber auch andere Arten von Inhalten."
Will heißen: Es gibt einen Absender und viele Empfänger. Einen Rückkanal, über den Informationen über diese Empfänger gesammelt werden könnten, gibt es jedoch nicht, so Korte:
"Es mag sich zwar für den Nutzer teilweise so anfühlen als wenn man im Internet wäre, weil es eben auch ein digitales Medium ist, aber es ist ein reines Empfangsmedium. Das heißt, es empfängt zwar digitale Inhalte, aber es fragt dafür nicht extra beim Absender nach, was für digitale Inhalte verfügbar sind, sondern es holt sich das aus der Luft, was dort gerade gesendet wird."
DAB+ wäre somit der ideale Übertragungsweg für alle, die zwar die Vorteile der digitalen Technik nutzen wollen – also beispielsweise Zusatzinformationen jenseits der normalen Radiosendung lesen möchten -, gleichzeitig aber die Kontrolle über die Informationen behalten wollen, die sie selbst nach außen preisgeben.
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