Radio-Workshop im Flüchtlingslager

"Eine Stimme der Freiheit für Mossul"

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Das Flüchtlingslager Dibaga im nordirakischen Mossul. © picture alliance/dpa/Ahmed Jalil
Martin Gerner im Gespräch mit Elena Gorgis · 11.07.2017
Hunger, Krankheiten, Perspektivlosigkeit - das Leben in Flüchtlingslagern wie dem irakischen Dibaga ist hart. Gerade deshalb seien die Menschen empfänglich für kulturellen Input, sagt Medientrainer Martin Gerner, der dort Workshops durchführt.
Glühende Hitze und notleidende Menschen im Flüchtlingslager Dibaga im irakischen Mosul. Unter diesen Bedingungen einen Workshop für Jugendliche - junge Männer und Frauen - über Radio-Machen im Irak, über den Umgang mit Ton, Wort und Schrift abzuhalten, erscheint als ein gewagtes Unterfangen, als eine kulturelle "Mission Impossible". Denn die Menschen haben doch gewiss andere Probleme und lachen die Anbieter solcher Veranstaltungen aus …?
Der Journalist und Medientrainer Martin Gerner hat mit seinem Workshop, den er für das Goethe-Institut Irak durchführt, und mit dem damit verbundenen kulturellen Input andere Erfahrungen gemacht.
"Das Lagerleben ist vor allem Nichtstun und seinen Stolz verlieren, um das mal aus Sicht der Familienväter zu sagen. Da sind solche Angebote eine Oase der Kommunikation, weil ja die Flüchtlinge auch untereinander wenig reden – umso mehr jetzt, als Täter und Opfer im Lager nebeneinander wohnen und ein ziemlich großes Misstrauen herrscht."

Es geht um mehr als das Radiomachen

In dem Workshop sei es um mehr gegangen, als den Schülern zu vermitteln, was ein Interview oder ein Kommentar sei. Wichtig sei der Umgang und die Kommunikation mit den anderen gewesen. Und die habe sich gut über die praktischen Übungen der Teilnehmer herstellen lassen.
Und: Über die Umfragen, die die Teilnehmer im Lager durchführten, hätten diese auch Tabu-Themen wie Erwerbstätigkeit von Frauen in Beiträgen verarbeitet. Diese wiederum seien von einem Radiosender im nördlich gelegenen Erbil ausgestrahlt worden – "man könnte sagen: eine Stimme der Freiheit für Mosul".
Gerner sieht das Goethe-Institut und seine Partner nun in der Pflicht, "ihr Versprechen an diese jungen Leute" einzulösen und solche Projekte weiter zu fördern.
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