Radio-Symphonieorchester Wien

Viele Hochzeiten und zwei Todesfälle

Der Komponist Igor Strawinsky.
Der Komponist Igor Strawinsky. © picture alliance / dpa / UPI Media
11.07.2014
Der Tod, das muss ein Wiener sein. Aber auch die Liebe fühlt sich zwischen Grinzing und Simmering wohl. Das Radio-Symphonieorchester Wien bringt beide zusammen – im Konzertmitschnitt aus dem Wiener Musikverein mit Musik von Schumann, Brahms, Berg und Strawinsky.
Im ersten Teil wird getrauert, im zweiten läuten die Hochzeitsglocken. Das Programm, dass das Radio-Symphonieorchester Wien und der Wiener Singverein für die Wiener Festwochen gestaltet haben, wirkt auf den ersten Blick extrem. Vor der Pause erklingen zwei weltliche Requiem-Kompositionen: das "Requiem für Mignon" von Robert Schumann und das Violinkonzert "Dem Andenken eines Engels" von Alban Berg. In beiden Werken wird um ein Mädchen getrauert – bei Schumann um eine fiktive Figur aus Goethes "Wilhelm Meister", bei Berg um die Tochter von Alma Mahler und Walter Gropius.
Nach der Pause steht die hochaufwendige und deswegen sehr selten zu hörende russische Bauernhochzeit von Igor Strawinsky, "Les noces", auf dem Programm. Vier Klaviere, Glocken, Chor und Solisten begleiten die Brautleute zum Altar und von da aus direkt in das bereits vorgewärmte Ehebett. Schließlich kommen die pikanten "Liebeslieder-Walzer" von Johannes Brahms zu Gehör – die wienerische Anbahnungsmusik eines Junggesellen, die sicherlich aufs Bett, aber sicherlich nicht aufs Ehebett abzielt.
Wenn Liebe und Tod auf eine so wienerische Weise miteinander verbunden werden, verschwimmen Grenzen, werden Gefühlslagen vertauscht: Bei Strawinsky weint die Braut lautstark ihrer Jungfräulichkeit nach, während in Bergs Himmelfahrtsmusik der Tod jeden Schrecken verliert.
Musikverein Wien
Aufzeichnung vom 13.06.2014
Robert Schumann
"Requiem für Mignon" für Soli, Chor und Orchester op. 98b
Alban Berg
Konzert für Violine und Orchester „Dem Andenken eines Engels"
Igor Strawinsky
"Les Noces". Russische Tanzszenen in vier Bildern für Soli, Chor, vier Klaviere und Schlagzeug
Johannes Brahms
Neun "Liebeslieder-Walzer" aus op. 52 und op. 65 (Fassung für Chor und Orchester)
Renaud Capuçon, Violine
Jelena Widmann und Melissa Petit, Sopran
Katrin Wundsam und Dorottya Láng, Alt
Andrew Staples, Tenor
Michael Nagy, Bariton
Kit Armstrong, Barbara Moser, Ingrid Marsoner und Andrej Kasik, Klavier
Wiener Singverein
ORF Radio-Symphonieorchester Wien

Leitung: Cornelius Meister