Rachmaninow und Tanejew in Ostthüringen

Prinzipiell kontrapunktisch

Der Pianist Bernd Glemser
Der Pianist Bernd Glemser © Oli Rust
02.02.2017
Das dritte Klavierkonzert Sergej Rachmaninows spielte Bernd Glemser an diesem Abend in Gera. Die vierte Sinfonie Sergej Tanejews folgte darauf im Konzert des Philharmonischen Orchesters Altenburg-Gera unter Leitung von GMD Laurent Wagner.
Dieses Konzert zeigt deutlich, dass das Credo des Komponisten Sergej Tanejew, Musik für Kopf und Herz gleichermaßen zu schaffen, auch Maxime seines Schüles Sergej Rachmaninow geworden war. Deshalb ist es dramaturgisch durchaus schlüssig, Musik von Tanejew und Rachmaninow in einem Programm zu spielen. Der eine Meister ist mit seinen Klavierkonzerten und Sinfonien geradezu populär - der andere ist mit seinen Werken hierzulande im Grunde vergessen – beide haben jedoch vergleichbares Potential in ihrer Kunst.
Sergej Rachmaninow war ziemlich gleichberechtigt doppelbegabt: Ein komponierender Pianist oder eben Komponist mit phänomenalen pianistischen Fähigkeiten. Die New Yorker Uraufführung seines dritten Klavierkonzertes spielte er selbst – schließlich hatte er es sich auch auf den Leib, in die Finger geschrieben. Es ist eines der anspruchsvollsten Werke des gesamten Klavierrepertoires. Bis heute ist "Rach 3", wie es im Fachjargon genannt wird, ein gefürchtetes Stück. In Nordamerika wurde das Konzert bald zu einem großen Erfolg. Schon das wunderschöne Hauptthema besticht durch seine Schlichtheit und bestimmt den melancholischen Charakter des Konzertes. Das Konzert weckt große Emotionen, stellt schlichte Melodien neben improvisiert wirkende Steigerungen und entwickelt spätromantische Klangfülle.
Als Schüler Peter Tschaikowskis und späterer Lehrer Rachmaninows und Alexander Skrjabins wirkt Sergej Tanejew wie ein "personelles Scharnier" zwischen den Generationen. Er galt zu Lebzeiten als Russlands führender Experte in Sachen Polyphonie und Kontrapunkt. Bei ihm ist "kontrapunktische Dichte nicht Stilmittel, sondern Prinzip". Seine 4. Sinfonie, die zu den besten und bekanntesten seiner Werke gehört, bestätigt seinen Ruf und lässt seine vollendete musikalische Sprache erkennen. Der dunkle Beginn bestimmt einen Grundcharakter, der zwischen schweren, dramatischen und leichten, tänzerischen Passagen wiederholt auftaucht. Tanejew wartet durch seinen Einfallsreichtum immer wieder mit überraschenden Wendungen auf und macht die Sinfonie so zu einem abwechslungsreichen Erlebnis. (überwiegend nach einem Pressetext der Bühnen der Stadt Gera/Theater Altenburg)
Konzertsaal Gera
Aufzeichnung vom 18. Januar 2017
Sergej Rachmaninow
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 d-Moll op. 30
Sergej Tanejew
Sinfonie Nr. 4 c-Moll op.12

Bernd Glemser, Klavier
Philharmonisches Orchester Altenburg-Gera
Leitung: Laurent Wagner