Rabbinerin über koschere Küche

"Essen hat mit kultureller Identität zu tun"

22:27 Minuten
Traditionelles israelisches Eiergericht Shakshuka: Das Gericht wird aus pochierten Eiern in einer Sauce aus Tomaten, Paprika, Chilischoten und Zwiebeln zubereitet.
Traditionelles israelisches Eiergericht Shakshuka: Das Gericht wird aus pochierten Eiern in einer Sauce aus Tomaten, Paprika, Chilischoten und Zwiebeln zubereitet. © picture alliance / Jens Kalaene
Ulrike Offenberg im Gespräch mit Gerald Beyrodt · 29.03.2019
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Was macht eine Rabbinerin bei einem Empfang mit Buffet? "Hungrig gehe ich da nie hin", bekennt Ulrike Offenberg. Käsebrötchen, die neben Schinkenbrötchen gelegen haben, mag sie nicht essen.
Wer Krabben ist oder fängt, sei kein schlechter Mensch, findet Ulrike Offenberg, liberale Rabbinerin in Hameln. Krabben, Hasen und Schweine seien auch nicht eklig. Nur: Nach den Koscher-Regeln sind sie zum Verzehr verboten.
Der historische Grund für diese Regeln sei kulturelle Abgrenzung gewesen: Die Philister hätten - soweit wir wissen - Schweine gegessen, die Judäer nicht. Besonders effektiv verhindere man, dass Angehörige zweier Völker miteinander essen und sich annähern, wenn man sagt: "Ihr dürft nicht essen, was die essen." Für religiöse Menschen hätten die Koscher-Regeln noch einen weiteren Grund: Sie drückten Gottes Willen aus. Bei der biblischen Begründung der Koscher-Regeln drehe sich alles um den Satz: "Ihr sollt heilig sein."
"Essen hat auch im Alltag viel mit kultureller Identität zu tun", sagt Ulrike Offenberg. Wer vegan lebe, pflege auch bestimmte Weltanschauungen. Allzu oft würden Menschen, die sich an Essensvorschriften halten, ausgegrenzt. Veganer einzuladen und nur Fleisch anzubieten, sei unhöflich.

Das Schwein ist nicht zum Verzehr erlaubt

Ulrike Offenberg erlebt solche Situationen selbst bei Empfängen, die sie als Rabbinerin häufig besucht. "Hungrig gehe ich da nie hin", bekennt sie. Sie mag keine Käsebrötchen essen, die neben Schinkenbrötchen gelegen haben. Ein wesentlicher Grundsatz der Koscher-Regeln liegt darin, nie Fleisch- und Milchprodukte bei derselben Mahlzeit zu essen. Zudem stammen Schinkenbrötchen meist vom Schwein, einem Tier, das nach den jüdischen Regeln nicht zum Verzehr erlaubt ist.
Wenn in einer koscheren Küche aus Versehen ein Tropfen Milch in die Hühnerbrühe fällt, sei das kein Drama. Es sei in der jüdischen Geschichte sehr wichtig gewesen, dass in solchen Situationen nicht eine ganze Schabbat-Mahlzeit in den Müll wandern muss. Daher habe sich die Regel entwickelt: Wenn der Tropfen Milch weniger als ein Sechzigstel der Menge an Hühnersuppe beträgt, sei die Suppe weiterhin zum Verzehr geeignet.
(gbe)
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