Dienstag, 23. April 2024

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Mordfall Peggy
Verbindung zu Böhnhardt fraglich

Der Mordfall Peggy gilt als eines der größten ungelösten Rätsel der deutschen Kriminalgeschichte. Eine mögliche Verbindung zum NSU-Rechtsextremisten Uwe Böhnhardt machte den Fall noch mysteriöser. Doch jetzt gibt es Zweifel, dass ein Zusammenhang besteht - denkbar ist auch eine Ermittlungspanne.

27.10.2016
    Ein Gedenkstein mit dem Porträt des Mädchens Peggy auf dem Friedhof in Nordhalben.
    Ein Gedenkstein mit dem Porträt des Mädchens Peggy auf dem Friedhof in Nordhalben. (AFP / Jens-Ulrich Koch )
    Ein verunreinigtes Spurensicherungsgerät könnte der Grund dafür sein, weshalb die Ermittler eine Verbindung zwischen dem Mord an der kleinen Peggy und dem NSU-Mitglied Uwe Böhnhardt vermutet hatten. Jetzt hätten sich "Anhaltspunkte dafür ergeben, dass durch die mit der Spurensicherung in beiden Fällen befasste Tatortgruppe der Polizei in Thüringen teilweise identisches Spurensicherungsgerät verwendet wurde", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des Polizeipräsidiums Oberfranken und der Staatsanwaltschaft Bayreuth.
    Weitere Ermittlungen nötig
    Aussagen zu einer möglichen Verunreinigung wollten die Ermittler allerdings noch nicht machen. Hierzu seien weitere zeitaufwendige Ermittlungen erforderlich, mit schnellen Ergebnissen sei nicht zu rechnen. Erst vor zwei Wochen hatten die Ermittler bekannt gegeben, dass am Fundort der Leiche der neunjährigen Peggy DNA des Rechtsextremisten Böhnhardt gefunden worden sei. Das sorgte bundesweit für Aufsehen, mehrere Bundesländer prüfen seitdem mögliche Zusammenhänge zwischen unaufgeklärten Kindsmorden zu Uwe Böhnhardt. Eine verunreinigte Spur hatte das BKA zu dem Zeitpunkt noch ausgeschlossen.
    Spur soll genau verfolgt werden
    Um Klarheit zu schaffen, soll das in beiden Fällen eingesetzte Spurensicherungsgerät jetzt genau untersucht werden. Zudem würden Zeugen vernommen, um den genauen Weg der Spur, deren Sicherung und Bearbeitung in Thüringen und Bayern lückenlos darzustellen. "Wir überprüfen alles akribisch", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel. Weitere Angaben machten die Behörden "aus ermittlungstaktischen Gründen" bisher nicht.
    Abgleich der Tatortfotos
    Nach Informationen des Nachrichtenportals "Spiegel Online" hat das Bundeskriminalamt inzwischen herausgefunden, wie die DNA Uwe Böhnhardts auf ein Stück Stoff gelangen konnte, das direkt neben der Leiche der 2001 verschwundenen Peggy gefunden worden war. Demnach verglichen BKA-Beamte die Tatortfotos vom toten Böhnhardt mit Aufnahmen von der Bergung des Skeletts des Mädchens. Auf beiden Bildern sei das gleiche markante Gerät zur Spurensicherung zu sehen gewesen. Laut "Spiegel Online" ist für die Fahnder jetzt denkbar, dass eine Körperzelle des toten Böhnhardt mit diesem Gerät an den Fundort von Peggy gelangt ist.
    Peggy war 2001 auf dem Heimweg von der Schule im oberfränkischen Lichtenberg spurlos verschwunden. Im Juli war ihr Skelett zufällig in einem Waldstück in Thüringen entdeckt worden. Bereits in der Vergangenheit hatte es Ermittlungspannen gegeben: Ein zunächst als ihr Mörder verurteilter geistig behinderter Mann wurde 2014 rechtskräftig freigesprochen.
    (gwi/nin)