Quartalsergebnisse von Konzertveranstaltern

98 Prozent weniger Einnahmen

06:00 Minuten
Die Smashing Pumpkins bei Rock am Ring
Live Nation gehört unter anderem zu den Veranstaltern von Rock am Ring. © picture alliance / Thomas Frey / dpa
Victor Gojdka im Gespräch mit Mascha Drost · 11.11.2020
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Die Konzert-Veranstalter Live Nation und CTS Eventim haben ihre Quartalszahlen veröffentlicht – und die sind dramatisch. Noch haben die Unternehmen zwar gute Rücklagen, doch die laufenden Kosten sind ebenfalls hoch.
Desaströs. Anders kann man die Situation der Musikveranstaltungen derzeit nicht beschreiben. Gerade unabhängige Konzertveranstalter klagen schon seit Monaten über die Lage. Doch jetzt haben auch die Branchengiganten ihre Zahlen vorgelegt – und die sehen dramatisch aus. Victor Gojdka ist Finanzjournalist an der Frankfurter Börse und kann die Bilanzen einordnen.

" 2.500 Dollar verbrannt"

Bei CTS Eventim seien die Umsätze im Konzertbereich um 98 Prozent eingebrochen, bei Live Nation um 95 Prozent. Das schlage sich auch in den Börsenwerten nieder. Die Kurse der beiden Firmen seien seit Februar um 20 Prozent gefallen, bei der Deutschen Entertainment AG sogar um mehr als die Hälfte. Doch noch habe die Branche auch Rücklagen, sagt Gojdka.
"Da gibt es bei Live Nation direkt einen Abschnitt. Und da steht noch eine Bilanz von 2,6 Milliarden Dollar an Cash. Das ist eine ganze Menge. Aber man würde das natürlich auch nicht so prominent herausstellen, wenn nicht schon der eine oder andere Investor angefragt hätte. Und ich habe das mal ausgerechnet. Bei Live Nation hat man – seit wir jetzt angefangen haben zu sprechen – ungefähr 2.500 Dollar verbrannt."

Erst mal helfen Kredite und Versicherungen

Doch gleichzeitig habe sich Anfang der Woche gezeigt, dass Anlegerinnen und Anleger durch die Fortschritte beim Corona-Impfstoff Hoffnung hegen würden. Der Aktienkurs von CTS Eventim sei dort binnen 30 Minuten von 42 auf 52 Euro gestiegen. Jedoch handelt es sich laut Gojdka um Vorschusslorbeeren, da der Impfstoff ja noch nicht verfügbar ist. Bis das soweit ist, müssten sich die Veranstalterinnen und Veranstalter anders über Wasser halten.
"Manche haben natürlich erst einmal Kredite beantragt. Viele haben auch von Versicherungen profitiert. Das ist interessant bei der Deutschen Entertainment AG. Von dem Umsatz, den die jetzt überhaupt noch gemacht haben, kommt sehr viel von Versicherungseinnahmen, weil sie eben ihre Veranstaltungen clever versichert haben und dann eben auch Schaden ersetzt bekommen – zumindest einen Teil davon."

Die Branche ist größer, als sie aussieht

Gojdka sagt außerdem, dass es schwierig sei, den gesamten wirtschaftlichen Umfang der Branche zu kalkulieren:
"Wir sehen laut Studien 6,6 Milliarden Euro Umsatz mit Kulturveranstaltungen wie Konzerten, Opern, aber auch Stadtfesten. Das sind aber nur private Veranstalter und beispielsweise keine staatlichen Opernhäuser mit eingerechnet. Ungefähr 53.000 Arbeitnehmer sind das, die mit Musikveranstaltungen zu tun haben." Darüber hinaus gebe aus Ausstrahlungseffekte, etwa für Musiker und Hotels.
Deshalb glaubt Gojdka, dass die Hilferufe der Branche und von Musikerinnen und Musikern in den letzten Monaten gehört wurden und die Politikerinnen und Politikern jetzt daran arbeiten.
(hte)
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