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Lügen und Fake News werden viel häufiger auf Twitter verbreitet als wahre Aussagen. Das hat eine US-Studie festgestellt. Der Psychologe Stephan Grünewald erklärt, warum das so ist - und was man dagegen tun kann.
Lügen verbreiten sich auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schneller und häufiger als wahre Aussagen. Wie eine im Fachjournal "Science" veröffentlichte Studie des Massachuetts of Technology (MIT) feststellt, haben unwahre Inhalte eine um 70 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, weiterverbreitet zu werden.
"Der Volksmund sagt ja: Lügen haben kurze Beine. Das verschafft der Lüge aber eine Antrittsschnelligkeit, die zu dieser schnellen Verbreitung führt", kommentierte der Psychologe Stephan Grünewald die Ergebnisse der Studie im Deutschlandfunk Kultur. Für Grünewald liegt die größere Anziehungskraft der Lüge vor allem in deren Stringenz:
"Die ist dramaturgisch glänzend, die ist auf ein bestimmtes Ziel hin zugeschustert. Die ist viel einfacher und klarer. Das heißt, die Lüge ist sexier."
Gerade in einer sehr komplexen Welt, in der viele Menschen das Gefühl hätten, dem Weltgeschehen ohnmächtig gegenüber zu stehen, sei der Wunsch groß, wieder einen "Anpack" zu kriegen, betont der Psychologe.
"Die Lüge bereitet unsere Wirklichkeit so auf, dass wir klar sehen, wo oben und unten und wo richtig und falsch ist."
Die Wirklichkeit jedoch sei sehr komplex und differenziert und voller Grautöne und Schattierungen. Jeder müsse selbst reflektieren, ob er bereit sei, sich dieser Komplexität zu stellen. Dazu gehört für Grünewald auch, sich nicht nur mit Positionen zu umgeben, die der eigenen entsprechen. In den sozialen Netzwerken passiert allerdings genau das Gegenteil: "Leute ziehen sich in ihre Echoräume zurück", beklagt der Psychologe.
"Das Internet hat dazu geführt, dass wir im Grunde genommen die Welt nicht öffnen, sondern sie verschließen. Wir gehen nur noch in die Räume, wo wir uns wohlfühlen, wo unsere Interessen, unsere Perversionen bedient werden."
Dagegen empfiehlt Grünewald, sich bewusst für andere Positionen zu öffnen:
"Haben wir den Mut, quasi uns mit dem Fremden und mit dem Befremden zu befassen! Sprechen wir in der Bahn mit anderen Leuten, die ganz anders sind! Öffnen wir den Blick!"
(uko)
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