Prozess gegen Kunstberater Helge Achenbach

Versprechen auf ein schillerndes Leben

Kunstberater Helge Achenbach am 15.12.2014 in Essen
Die Partys sind vorerst vorbei: Der Kunsthändler Helge Achenbach Mitte Dezember vor Prozessbeginn in Essen © picture alliance / dpa / Foto: Roland Weihrauch
Niklas Maak im Gespräch mit Nana Brink · 05.01.2015
Am Essener Landgericht wird der Strafprozess gegen den Kunstberater Helge Achenbach fortgesetzt: Er soll den Aldi-Nord-Erben Berthold Albrecht betrogen haben. Warum die Geschichte als Handlung für eine opulente Fernseh-Serie taugt, erzählt der "FAZ"-Redakteur Niklas Maak.
Das ist der Stoff für eine mindestens dreiteilige Serie zur besten Sendezeit: Mario Adorf in der Rolle des Aldi-Erben, und Heiner Lauterbach gibt den korrupten Kunstberater. In der Realität hat der Kunstexperte Helge Achenbach seinen Freund Berthold Albrecht betrogen und muss sich deswegen vor Gericht verantworten. Zum Teil arbeitete Achenbach mit Tipp-Ex, um aus Dollar auf Rechnungen Euro zu machen, berichtet der "FAZ"-Redakteur Niklas Maak. Es war offenbar also nicht so schwer, dem Aldi-Milliardär ein paar Milliönchen zusätzlich aus den Rippen zu leiern.
Der Kauf von Kunst bedeutete auch Partys, Durchfeiern, am Leben teilnehmen
Warum kaufen Milliardäre plötzlich Kunst? Wegen dem Versprechen hoher Renditen. Und: Achenbach sei dafür bekannt gewesen, dass er seine extrem solventen Kunden groß ausgeführte. Mit dem Kauf von Kunst sei das Versprechen einhergegangen, am Leben teilzunehmen, sagt Maak:
"Wenn Sie viel Geld haben, können Sie einen Polo-Verein haben. Dann müssen Sie sich mit Pferden und Pferdekrankheiten befassen. Sie können einen Formel-1-Stall finanzieren, dann haben Sie was mit Rennstrecken und Benzin zu tun. Aber in der Kunstwelt fliegen Sie auf Partys, da gibt es Champagner, da gehen Sie nächtelang feiern. Das war sicherlich auch ein Versprechen, das viele anzieht, die ein relativ langweiliges Milliardärs-Leben führen."
Der Prozess vor dem Landgericht Essen bietet zwei Wahrheiten
Spannend findet Maak den Prozess, weil es zwei Wahrheiten gibt. Auf der einen Ebene geht es formaljuristisch um Delikte wie Betrug und Urkundenfälschung – vor diesem Hintergrund scheint es einfach, ein Urteil zu sprechen. Doch die Verteidigung von Achenbach argumentiert, es sei überhaupt kein Schaden entstanden. Denn die Kunst, die Achenbach für Berthold kaufte, ist so sehr im Wert gestiegen, dass sie die illegal abgezweigte Summe bei weitem übertreffe. Auch werde jetzt argumentiert, Berthold wäre ohne Achenbach nie an die Kunst herangekommen, berichtet Maak.
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